Schüttelreime

© Jürgen Rehm
 

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Vom Essen und Trinken


        Kinderernährung

Die Mutter bringt sie dem Sohne bei,
wie nahrhaft doch die Bohne sei.
So wurde dieser Wicht genährt,
und doch, er hat sich nicht gewehrt.
 

        Durchzechte Nacht

Wenn ich zu vollen Flaschen hink’,
dann will ich eine haschen flink,
weil sich nun mal mein Wille mehrt,
zu heben den Promillewert.

Dann stelle ich die Buddel kalt,
ich weiß, es kommt der Kuddel bald.
Auch Leute, die in Hütten leben,
die wollen mal ‘n Lütten heben.

Schon wird die Flasche wieder leer,
und hört, bald singt auch Lieder wer!
Wird dann die Flasche leer beim Saufen,
stört uns der Schnaps doch sehr beim Laufen.

Erwach’  am Morgen ich versehrt,
dann hab’ die Sorgen ich vermehrt.
Weil ich in jeder Lage tankte,
der Kater gleich für Tage langte.
 

        Geschütteltes Bier

Mir schmeckt das Bier, das Licher sehr,
manch Becher wird bald sicher leer.
Wenn ich zu viel von Licher sauf,
ob ich danach noch sicher lauf?
 

        Sahneeis

Das Kind, das kleine, saß mit dem Ahne
zusammen am Tisch und aß mit dem Sahne.
Dann aß es noch das Eis mit der Sahne,
sei‘s mit dem Ahn, sei‘s mit der Ahne.
 

        Fette Brühe

Die schwere Woche brachte mir Mühe,
die nette Köchin machte mir Brühe.
Ich mag so gern das Fett in der Brühe,
am Abend, mittags und im Bett in der Frühe.
 

       Beschwipst

Zu gerne trinkt Adele Sekt,
weil er den Schmerz der Seele deckt.
Auch heut’ schmeckt ihr der feine Sekt.
Ihr Schwips, das ist dann sein Effekt.
 

        Stilfrage

Der Ruben gern in Theben ruht.
Wie gut der Saft der Reben tut!
Wenn man zu Wein aus Tuben rät,
was meinst Du, was der Ruben tät?
 

        Fast Food

Sie aß so gerne Chicken-Döner,
wodurch sie mächtig zunahm.
Da wurd’ ihr Mann im Nu zahm
und fand fortan die Dicken schöner.
 

        Gewichtszunahme

Sie wollte nach den Mengen Essen
nicht mit dem Maß, dem engen, messen.
So kommt es, dass der Pummel fast
schon nicht mehr in den Fummel passt.
 

        Zukunftsfragen

Die Gunhild isst mit Manni Huhn,
gibt‘s Happyend und Honeymoon?
Ob da die Liebe der Gunhild
nicht mehr dem knusprigen Huhn gilt?
 

        Saure Drops

„Hier hast Du schöne Drops, mein Kind,
der Geschmack ist Frucht, kein Mint.“
Das Kind probierte fleißig Drops,
doch keiner schmeckte – dreißig Flops!
 

        Naschkatze

Dieses süße Bäckerlieschen
nascht gern von den Leckerbisschen.
Sie findet in den Landbäckereien
ja auch am laufenden Band Leckereien.
Am liebsten würd’ im Bäckereiladen
sie in der ganzen Leckerei baden.
Ihr Vater, der Herr Lutterbecker,
war auch ein solcher Butterlecker.
 

        Bayerische Gemütlichkeit

Im Gasthaus, zwischen festen Bayern,
lässt sich‘s beim Bier am besten feiern.
Sie scherzen, singen, lachen, raufen,
und lassen‘s durch den Rachen laufen,
denn wer so wie ein Eber lacht,
gibt nicht auf seine Leber acht.
Nur einer von der Sorte wagt,
dass er hier keine Worte sagt.
Er schaut nur in die Runde stumm.
Schon wieder ist ‘ne Stunde rum.
Doch niemals dieser Schweiger zankt,
selbst wenn er wie ein Zeiger schwankt.
 

    Dinomania

Der Knabe sich im Kino duckt,
weil er so gerne Dino guckt,
und knabbert Chips in Reihe zwanzig,
doch von den Chips sind zweie ranzig.
 

        Strenge Diät

Oh je, wie ist die Mutter feist!
Das macht das gute Futter meist.
Jetzt nimmt sie ab. Die Mutti frisst
von nun an nur noch Fruttimist.
 

        Asiatische Ernährung

Reis hat bei Chinesen Wert,
weil er diese Wesen nährt.
Fallen um die Säcke Reis,
sagt so mancher Recke: „Sei‘s!“
 

        Verzauberte Pizza

Er hatte schon immer Calzone verehrt
und hat sie mit Wein und auch ohne verzehrt.
Zwar wurde die Pizza durch Zauber versehrt,
doch hat sie der Zauberer sauber verzehrt.
 

      Weinkauf

Wie sind im ALDI die Weine so billig!
Da hab’ich mich gleich mit Gekicher versorgt.
Zwar sind die Flaschen noch sicher verkorkt,
doch bald schon sind nicht mehr die Beine so willig.
 

        In der Bar

Was will denn die Roberta hier?
Ich trinke heut’ mit Hertha Bier.
Doch wär’ die Isabelle hier,
ich tränk’ mit ihr das helle Bier.
 

        Im Fischrestaurant

Am Nebentisch der lahme Dachs
isst dort mit einer Dame, links,
den Hummer, dieses lahme Dings,
der rechts mit einer Dame Lachs.
 

        Essmanieren

Das Speisen ich als kesser Mann
mit Gabel und mit Messer kann.
Zwar ess’ ich ungern meine Karotten,
ansonsten habe ich keine Marotten.
 

        Frühstück im Bett

Man weiß, dass ich die fette Butter
am liebsten früh im Bette futter’.
So ist für mich die feste Butter
beim Frühstück stets das beste Futter.
 

       Der Zecher

Da steht die Flasche – alter Wein –,
die schenkt sich gleich der Walter ein.
Dann ruft er froh: „Ich sauf’ recht itzt!“
Wie lang’ der wohl noch aufrecht sitzt?
 

        Kompromisse

Wenn ich um Bier voll Gier bitt’,
gewährt es mir die Birgit.
Dann trink’ ich es sogar mit
der Schwiegermutter Margit.
 

       Nächtliche Ruhestörung

Immer wenn Giuseppe trank
– er soff stets sechs Pokale Wein –,
er abends auf der Treppe sang.
Mir machten die Vokale Pein.
 

       Fischplatte

Der Schlemmer zeigt verhalten Kummer,
nichts schmeckt ihm von dem kalten Hummer.
und auch von einem schlappen Hecht
schmeckt ihm ein jeder Happen schlecht.
Er sitzt allein am vierten Tisch
und mag nichts vom frittierten Fisch,
verschmäht gar die Forelle, sieh,
und isst sich satt an Sellerie.
 
 

       Säuferschicksal

Die Biere soff der Arge sehr,
nun trocken liegt im Sarge er.
Wer stets das Bier, das herbe, stemmt,
den sieht man bald im Sterbehemd.
 

       Verwandlungskünstler

Ein Bayer, der in Witten sächselt,
bisweilen seine Sitten wechselt.
Doch ist ihm erst mit Sekt gelungen,
dass er im Dialekt gesungen.
 

       Katzenfutter

Die Katze frisst bei Tage Niere,
doch abends frisst sie Nagetiere.
Du Mensch als Futtergeber lern:
Sie frisst auch manchmal Leber gern.
 

    Romantisches Abendessen

Auf Ann gab ich schon lange Acht
und hab’ sie schließlich angelacht.
Ich sah‘s auf voller Länge ein:
Die Ann ist wie ein Engelein.

Als Mann, der ziemlich lange eiert,
hab’ ich es schließlich angeleiert,
dass ich mit dieser kessen Ann
heut’ mal gemütlich essen kann.

Weil ihr Gebiss von Lücken verziert,
alsbald sich mein Entzücken verliert,
denn auch dem schönsten Engel, Mann,
merkt man bald solche Mängel an.
 

       Verhindertes Picknick

Weil meine Frau mit mir in bösem Willen grollte,
im Grünen ich mit ihr ein wenig grillen wollte.
Die Wurst man gerne köstlich auf der Wiese brät,
auch wenn von Westen eine leichte Brise weht.
Kaum hatten wir uns auf der Wiese ausgebreitet,
hat sich zum Sturm die leichte Brise ausgeweitet.
Getrunken war ein zweiter, doch kein dritter Wein,
denn schließlich kam – o Schreck – noch ein Gewitter drein.
Bei diesem Wetter niemand mehr auf Grillen stand.
Wir rannten heim und hatten einen stillen Grant.
Ist es bei diesem Wetter denn von Wert, sich so zu härmen?
Viel besser ist‘s, am trauten Herd sich so zu wärmen.
 

       Verfressenheit

Verfressen stets im Mai er ist,
wenn er den Wert vom Ei ermisst,
und dann der gute Meier isst
fast alles von dem Eiermist.

Er kann es selber frei ermessen,
was darf und kann im Mai er fressen,
doch beim Besuch manch freier Messen,
da sieht man nur den Meier fressen.

Da isst er manchen Mist im Freien,
verpasst so manche Frist im Maien,
und niemals jemand misst im Freien,
was Meier da verfrisst im Maien.
 

      Harzer Quelle

Es murmelt und plätschert die Quelle so wild,
dass blubbernd gleich Welle auf Welle so quillt.
So silbrig und frisch wie das Helle im Quarz,
so sprudelt und springt hier die Quelle im Harz.
Den Durst man sogleich an der Quelle stillt,
die hier so vergnügt an der Stelle quillt.
 

       Unverbesserlich

Wenn ich die Frau, die seine, mahne:
„Iss nicht schon wieder meine Sahne!“,
und sie mit größten Sorgen mahne,
es fänden selbst Experten wo
zu fett bald ihren werten Po –
isst sie doch wieder morgen Sahne!
 

       Wein auf Bier

Warum wohl diese Serbenhaufen
stets von dem Bier, dem herben, saufen?
Weißt du, worauf die Serben hoffen,
die stets vom Bier, dem herben, soffen?
Ob sie beim Bier, dem herben, sitzen,
zu kühlen ihre Serbenhitzen?
Und doch, so mancher Serbe hat
schon bald das Bier, das herbe, satt.
Er trinkt vom guten Serbenwein.
Wird der wohl zu erwerben sein?
Da hört man schon mit Worten Serben
für Wein in vielen Sorten werben.
Nur vage können Worte sein,
trink’ selbst von jeder Sorte Wein –
die süßen und die herben Sorten,
die in den Kellern Serben horten.
 

       Schnecken

Die Leute in den Ecken schnarrten:
„Es gibt so viele Schneckenarten,
doch Gaby, diese Schnuckerzecke,
isst lieber eine Zuckerschnecke.“
 

        Isabelle

Ich sitz’ bei Isabelle hier
und trink’ mit ihr das helle Bier.
Dann werde ich ganz mild von Bier
und schenke ihr ein Bild von mir.
 

       Bier in Gelsenkirchen

Stellt man ein helles Bierchen kalt,
komm’ ich nach Gelsenkirchen bald
und mach’ in Gelsenkirchen-Buer
mit Freude eine Bierchen-Kur.
 

        Eiszeit

Der Knabe denkt im Ladeneck:
„Wie gern ich Eis in Ahden leck’!“
Da sagt der Bub in Ahden leis’:
„Krieg’ ich ein Schokoladeneis?“
 

        Salat

Wie hatte der Primat gelacht,
weil seine Frau Salat gemacht.
Dann trank er noch ‘ne frische Maß,
als er von dem Gemische fraß.
 

       Weinprobe 1

Es war für ihn ein Wunder gar,
wie lecker der Burgunder war,
und darum sprach verwundert Hein:
„Das ist ja ein Jahrhundertwein!“
 

       Weinprobe 2

Da steht die Reihe kalter Weine,
von denen mag der Walter keine,
doch von den guten Kernerweinen
hingegen mag der Werner keinen.
 

       Weinprobe 3

Ich trink’ nach alten Sitten Wein – ,
es muss nicht grad in Witten sein,
denn trink’ ich mit Susanne Wein,
darf‘s auch in ihrer Wanne sein.
 

       Weinprobe 4

Ein Gläschen mit der Ellen heben
tät’ besser ich im Hellen eben,
denn sonst gäb‘s ein Gemunkel dann,
ich sei vielleicht ein Dunkelmann.
 

       Weinprobe 5

Ich freue mich unermüdlich des Seins
und trinke den Wein gerne südlich des Mains,
und komme ich später zum westlichen Rhein,
dann trink’ ich auch dort noch den restlichen Wein.
 

        Weinprobe 6

Ich trinke gern in Ürzig Wein,
der geht mir dort so würzig ein.
Dann trink’ ich noch in Sinzig Wein,
doch – muss das Glas so winzig sein?
 

        Weinprobe 7

Ein Gläschen mit der Alten heben,
das tu ich nur verhalten eben,
denn mit dem kleinen Hund der Alten
kann ich mich besser unterhalten.
 

        Weinprobe 8

Es schenkte einst beim Wein der Fuchs
– er war noch jung und fein der Wuchs –
flugs einer alten Wachtel ein,
doch die trank nur ein Achtel Wein.

Da stieß er mit der Wachtel an
und sagte: „Auf dein Achtel! Wann
gereicht es wohl zur Wachtelehre,
dass sie nicht mehr dem Achtel wehre?“

Die Wachtel sprach: „Da sieht er leicht,
vom Wein macht schon ein Liter seicht.
Den nächsten Schluck verneine, wie
die eine, die vom Weine nie

genossen hat vom Fasse mehr.
Ich find’ geringe Masse fair,
denn wer entbehrt der Weine Reste,
behält auch eine reine Weste.“
 

        Über den Durst

Am Abend gibt‘s  bei Thorsten Bier,
dann säuft er wie ein Borstentier.
Selbst wenn er sich stets neu erbricht,
lässt ab von dem Gebräu er nicht.
 

       Weingesang

Herr Krause singt beim Weine Lieder,
schon sitzt er ganz alleine wieder.
Beim Singen allzu schiefer Terzen
kann man sich Sympathie verscherzen.
 

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Im Ruhrgebiet


        Ausflug nach Herne

Weil sie an mir so gerne hing,
wenn ich mit ihr nach Herne ging,
sprach sie, weil sie‘s so gerne hatte:
„Geh’ doch mit mir nach Herne, Gatte!“
 

        Auf der Halde

Als ich bei meiner Hilde war,
da stiegen auf die Halde wir.
Wie flatterte das wilde Haar,
doch schöner war‘s im Walde hier.
Wie schön es auf der Halde war!
Doch schöner glänzt’ im Walde Haar.
So liebten uns’re Hilde wir,
und spielt’ sie auch die Wilde hier.
 

        Meinungsverschiedenheit

Ich will nach Bochum-Werne, Hanne!
Sie will jedoch nach Herne, Wanne,
vielleicht sogar nach Wanne, Herten.
Wie soll ich das bei Hanne werten?
Was soll ich denn in Werne, Herten,
eventuell in Herne werten?
Die Leute, die in Wanne harrten,
die sollen mal auf Hanne warten.
 

        Die Alternative

Fast jeden Tag nach Wanne eilt er,
denn gern bei seiner Anne weilt er.
Doch dann sagt sie beim Weine: „Alter,
denkst du nur an das Eine, Walter?
Ich geh’ jetzt in die Wanne, Alter!“
Das tut auch gleich die Anne. Walter
sucht Trost und flugs zum Weine eilt er.
Zufrieden dort alleine weilt er.
 

        Gartenpflege

Als guter Mensch in Herten galt,
wer etwas auf den Garten hält.
So steckt von seinem harten Geld
ein Großteil man in Gärten halt.
Ein Fluch des Nachts durch Herten gellt,
der macht vor einem Garten Halt.
Der Fluch dem einen Harten galt,
der nichts von schönen Gärten hält.
 

        Unheimliches aus Herten

Als ich einmal nach Herten ging
und dort in schönen Gärten hing,
da forderte die Hirten-Gang,
dass man die Delegierten häng’.

Als wir noch mal nach Herten gingen,
da sahen wir auf Hirtengängen
auch schon die Delegierten hängen,
wie sie dort in den Gärten hingen.
 

        Fromme Eingebung

Als ich einmal in Herten war,
mit Heil’genschein im werten Haar,
da sprach ich an dem harten Wehr:
„Ich werde auf dich warten, Herr!“
 

         Alte Geschichte

Wie litten all die Hirten sehr,
sie sirrten hin, sie sirrten her.
„Was machen die Versehrten hier?“
„Die kommen just aus Herten, Sire!“

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Sport


        Jogging

Ein Läufer rennt durch Sachsenhausen.
Oh seht, wie seine Haxen sausen!
Doch bald befällt ihn Beckenreißen,
als würd’ ein Hund den Recken beißen,
worauf er stöhnt beim Laufen: „Sag,
ob das wohl an dem Saufen lag?“
 

        Die Ringer

Beim Ringer, der den Ringer fasst,
da macht kein einz’ger Finger Rast.
Den Ringplatz nie die Ringer fegen,
da woll’n sie keinen Finger regen.
 

        Karate 1

Vom Strauche manch’ Tomate reißt er,
dann haut er alle platten matt,
zu Ketchup dann die matten platt,
die Frau will’s vom Karatemeister.
Auch heut’ muss er Karate üben,
drum sieht man ihn im Trüben rennen,
statt Ziegel muss er Rüben trennen,
denn heute kocht Beate Rüben.
 

        Karate 2

Ich hör’ schon die Tomate röhren
und ängstlich schon die Möhren husten.
Heut’ teil ich per Karate Möhren,
was die Tomaten hören mussten.
 

        Karate 3

Ich wollte zur Beate rein,
doch die setzt gleich Karate ein.
Als ich dann vor Beate rolle,
frag ich: „War das Karate, Olle?“
 

        Siegerehrung

Was sollen denn die Krieger sagen?
Sie stehen mit dem Siegerkragen
gar eitel auf den gelben Sockeln,
umgeben von denselben Gockeln!
 

        Seniorenturnen

Die morschen Knochen knarren bald,
wenn Opa auf den Barren knallt.
Darauf hört man ihn heulen bald.
Ja, schmerzhaft sind die Beulen halt.
 

        Unfallfolgen

Wir sahen einen losen Reiter
erklimmen eine Rosenleiter.
Dabei fiel er vom Leiterrahmen,
seitdem sieht man den Reiter lahmen.
 

        Fußballprofi

Im Club sieht man ihn kicken schon,
den Sohn von diesem schicken Cohn.
Er tut zwar nur für Scheine kicken,
nach Hause will er keine schicken.
 

        Verhinderter Fußballprofi

Man gab mir heißen Tee mit Salbei,
damit ich flink und stets am Ball sei,
auf dass ich dann in jeder Lage
nach diesem runden Leder jage.

Ich wollt’ in keinem Falle bummeln,
wenn andere am Balle fummeln,
und fand doch zwischen all den Beinen
den Fußball nicht, den Ball, den einen.

Ich rannte wie ‘ne kranke Fliege,
dass ich den Ball zur Flanke kriege,
und hatt’ in solchem Fall zu büßen.
Nie lag mir dort ein Ball zu Füßen.

Auch hab’ ich nie vorm Tor gefummelt,
wenn and’re sich davor getummelt,
denn leider kam ich bestenfalls
nur in die Näh’ des festen Balls.

Es gibt auf alle Fälle Bayern,
die hin und wieder Bälle feiern.
Wie sich‘s in solchem Fall gebührt,
hab’ ich sogleich den Ball geführt.
 

        Gymnastik

Beim Turnen werden wieder gleich
die hartverspannten Glieder weich.
Ach, die Gymnastik tat so gut!
Ob das auch ein Spagat so tut?
 

      Reckturnen

Zum Training muss ich wieder keck rennen,
gleich lern’ ich den Aufschwung am Reck kennen.
Der Bauch sich beim Turnen am Reck spannt.
Das liegt an dem leidigen Speckrand.
 

        Weitsprung

Hoch über tiefverschneite Wellen
die Springer in die Weite schnellen.
Man hat auf dieser Schanze Gier
nach Ruhm und geht aufs Ganze schier.
Am weitesten springt Hannawald.
Der macht erst in Havanna Halt.
 

        Der leichtsinnige Sportler

So steht er hier, ein ganzer Paul,
mit Muskeln wie ein Panzergaul,
ist Turner und ist Schwimmer.
Da schwimmt er zu den Haien raus,
nun steht es leer, sein Reihenhaus.
Ein bisschen Schwund ist immer.
 

        Boxer

Wer nicht auf Grips im Hirne baut,
sich gerne auf die Birne haut.
Wer hätte schon den Sinn gekannt
der Faust, die zu dem Kinn gesandt?

Ein Boxer schwingt gar sehr die Faust,
mitunter nicht ganz fair die saust,
und schon kriegst du ein blau’ Genick
im allernächsten Augenblick.

Den Unterkiefer leicht versetzt
fühlst du dich doch nur seicht verletzt.
Hast du dich obendrein gebückt,
wird auch das Nasenbein gedrückt.

Die Augen sind schon blau, und mutig
drischst du dich weiter. Mau und blutig
wankst du am End’ zu deinem Kitsch-Klo.
Der Sieger blieb mal wieder Klitschko.
 

       Heimlicher Sport

Wenn ich von Eck zu Eck springe,
bekämpfe ich die Speckringe,
denn Training auch die Wohnung birgt,
weil schnell hier die Belohnung wirkt.
Gleich kann der Turnerrecke leihen
des Kühlschranks frische Leckereien.
Drum ist mir Sport am Reck egal –
ich turne auf dem Eckregal!
 
 

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Landwirtschaft


        Frühlingsgefühle

Der Bauer im Lenz
fährt lauer im Benz.
Dann singt in seinem Benz er laut:
„Oh, wie mich doch der Lenz erbaut!“
 

        Wahlverwandtschaft

Er ist ein dicker Schweinemäster,
bei dem bleibt kein Schwein mager.
Der freite gestern meine Schwester,
seitdem ist er mein Schwager.
 

       Früher und heute

Erst machte man mit Mühe verkehrt,
dass man die Zahl der Kühe vermehrt’,
und jetzt gibt man sich Mühe, Kinder,
dass man die Zahl der Kühe minder’.
 

        Seuchengefahr

Man hört von Maul- und Klauenseuche sagen,
von Rinder-, Schaf- und Sauenseuche klagen.
Wie machen doch die Viren dieser Sorte Pein,
man lass auf jeden Fall die Tiertransporte sein,
auch wasch’ die Stiefel man sogleich zitronensauer,
zu lindern mancher Tiere und Personen Trauer.
Viel Achtung wir den kleinen, fiesen Viren zollen,
dass wir das ganze Land desinfizieren wollen.
 

        Rinderwahnsinn 1

Einst lauschten wir den Kinderreimen
und fuhren auf dem Kinderroller.
Nun hören wir von Rinderkeimen
und fürchten uns vor Rinderkoller.
 

        Rinderwahnsinn 2

Die Kuh in ihrem Rinderkoller
fährt auf der Weide Kinderroller.
Der Stier, im gleichen reinen Koller,
fährt Fahrrad, aber keinen Roller.
 

        Lüsterner Landwirt

Wenn sich die Magd zum Stalle dreht
und dann im Stall die Dralle steht,
wie gerne ich dann dralle Stücke
dort hinten in dem Stalle drücke!
 

       Aufgepasst!

Willst du mit einem Weibe lachen
und nachts an ihrem Leibe wachen,
dann musst du allerlei bewachen,
sonst wird man dein Geweih belachen.
 

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Tierisches


        Schweinerei

Wenn der Schlachter immer schlachtet,
dies das Schwein als schlimm erachtet,
und traurig sagt das kleine Schwein:
„Im Schlachthof macht man Schweine klein!“
 

        Mikrobiologisch

Das Bakterium verspürt zwar im Wagen Gefahr,
doch wird es nicht den Bakteriophagen gewahr,
weil leider es erst beim Nagen erfährt,
daß es nun einen Bakteriophagen ernährt.
 

        Pferde

Ein Reiter, der in Halle-Stadt
ein edles Pferd im Stalle hat,
schon bald aus diesem Stalle hinkt,
weil es in dieser Halle stinkt.
 

        Junger Hund

Der Nachbar ist ein Schustermeister,
mit Namen heißt er Rubenstein.
Sein Hund ist noch nicht stubenrein,
denn auf den Teppich Muster scheißt er.
 

       Am Hundestrand

Lästig sind beim Baden, weiß er,
die verflixten Wadenbeißer,
weil sie in die weißen Bollen
nur zu gerne beißen wollen.
 

        Kampfhunde

Nach Bissen von den weißen Hunden
tropft gleich das Blut aus heißen Wunden.
Hätt’ einer sich in die Meine verbissen,
dann würde ich bald ihre Beine vermissen.
 

        Vögel

Zwei Vögel auf den Stangen wippen,
um sich an diesem Fleck zu wiegen,
wobei sie sacht die Wangen stippen,
um schließlich munter wegzufliegen.
 

       Mückenplage

Wenn sie mit ihren Mückenrachen
mir Löcher in den Rücken machen,
von meinem Blut die Mücken zehren,
dann kann das kein Entzücken mehren.
 

        Der Brummer

Ein Mensch, der seinen Schlummer braucht,
kriegt Wut, weil ihn ein Brummer schlaucht,
will Schlaf, dieweil der Brummer singt,
um den ihn dieser Summer bringt.

Ihm wird ein jeder Schlummer seicht,
wenn sich ins Haus ein Summer schleicht
und wenn ihn solche Fliege, link,
noch ärgert auf der Liege flink.

Dieweil ihn dieses Vieh belästigt,
geschieht, was keine Liebe festigt.
Im Gegenteil verhext ihn was,
und siehe, bald umwächst ihn Hass.

„Wenn ihr uns unsern Schlummer brecht,
dann geht es euch, ihr Brummer, schlecht.
Auf Rache bald vor Kummer brennt,
wer euch, ihr fetten Brummer, kennt!“

Sogleich erstirbt das milde Wort,
und schon beginnt der wilde Mord.
Jäh aufgeschreckt vom Lager just
treibt ihn empor die Jagerlust.

Dieweil die wüt’ge Phase währt,
manch Schlag auch in die Vase fährt.
Vergebens! Weh! Ein schlimmer Zug,
als leer die Hand durchs Zimmer schlug!

Das Vieh, das was von Finten hält,
macht, dass er fast nach hinten fällt.
Und oft entkam die Fliege so,
dass Hoffnung auf die Siege floh.

Der Mensch lernt langsam, wie er fischt.
Er hat zum Schluss das Vieh erwischt,
hat nicht sein Klag-Gebrumm geacht’,
er hat es einfach umgebracht.

Bald sinkt er in den Schlummer brav.
Auch du, mein toter Brummer, schlaf!
Doch bald schon wird, oh sieh, der wacher:
Schon brummt der nächste Widersacher.
 

        Ein seltsames Erlebnis

Wir starrten alle sehr gebannt:
Inmitten dieser Berge Sand
ein Bär ein Seil um Särge band!
Wer hatte diesen Bär gesandt?
 

       Hundegebell

Man tat mir in Manhattan kund,
es belle dort ein Kettenhund.
Kaum werde morgens hell der Grund,
dann kläffe auch schon grell der Hund,
und wenn er in Manhattan bellt,
es keinen in den Betten hält.

Man hört zu jeder Stunde Hall
aus dem verdammten Hundestall.
Was man in allen Städten hört,
natürlich auch Manhattan stört.
Doch unser Hund in Bitterfeld
am Abend noch viel fitter bellt.
 

       Intelligenzbestien

Es ist schon dem Insekt gelungen,
dass es mit Intellekt gesungen,
doch ist ihm erst mit Sekt gelungen,
dass es im Dialekt gesungen.
 

        Die Spinne

In ihrem Netz die Spinne sitzt
und alle ihre Sinne spitzt.
Oft fasst sie unter Brücken Mut
zu ihrer Jagd auf Mückenbrut
und spürt in sich Verlangen fest,
dass bald sich etwas fangen lässt.
Drum nennt ihr Netz mit Mut zur Tücke
sie listig „Institut zur Mücke“.
 

        Der Kläffer

Ein Hund hat sich unbändig angestellt
und mich auf dem Weg ständig angebellt.
Da sprach ich zu ihm an der Bushaltestelle:
„Auch wenn ich dein Bellen für Stuss halte, belle!“
 

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Reisen und Fahren


        Folgen des Leichtsinns

Er fuhr in seinem Zackelwahn
auf einer Zackenbahn.
Jetzt hat er einen Wackelzahn:
Es ist ein Backenzahn.
 

        Heimkehr

Die Mutter sagt den Rangen leise:
„Ich muss mich nach der langen Reise
und gleich nach diesen langen Wegen
zuerst mal auf die Wangen legen.“
 

         Ritterspiele

Wenn auf dem Land sich Ritter zeigen,
dann tanzen sie zur Zither Reigen.
Selbst wenn sie bei Gewitter reisen,
so singen sie noch Ritterweisen,
bekämpfen auf den Reiterwiesen
die Drachen und dann weiter, Riesen.
Will meine Frau mit einem reisen,
kriegt Gürtel sie aus reinem Eisen.
 

        Urlaub 1999

Den Urlaub wir an der Schlei verbringen,
das Reiseziel muss Kappeln sein.
Zur Stärkung wir einen Brei verschlingen.
In Discos in Kiel muss Zappeln sein.
 

        In der Fremde

Es kam ein Fremder nach Werdohl,
und jeder fragt: „Wer ist der wohl?
Kommt der vielleicht aus Kaltenborn
und trank dort mit den Balten Korn,
beging dann gar in Meppen dort
noch einen Doppel-Deppenmord?“

So hängt am fremden Ort dir, Mann,
ganz schnell man einen Mord dir an!
 

      Frau am Steuer

Wenn auf den Straßen Maren fährt,
das im Verkehr Gefahren mehrt.
Und fühlst du dich auch fit, Maren,
ich will mit dir nicht mitfahren.
 

        Verkehrsrowdy

Da flitzt er hin mit Mut im Wagen,
von Rockgedröhn befeuert, schert
er plötzlich aus, und Wut im Magen
krieg’ ich, weil der bescheuert fährt.
 

        Erika in Amerika

Gib doch mal in Amerika acht,
was dort die gute Erika macht.
Sie badete im Eriesee
zum zwölften Mal in Serie.
 

       Der Wanderer

Ein Wand’rer bei dem Weiler stand.
Weit ist der Weg zu steiler Wand,
den Berg hinauf sich steil er wand.
Nachdenklich eine Weil’ er stand:
Kann ich auf solchen Wegen gehen,
auch gegen Schmerzen, gegen Wehen,
wenn Stürme mir entgegenwehen?
Den Weg muss ich deswegen gehen!
 

       Kartengrüße

Es gibt verschied’ne Kurlaubsarten,
im Kurpark eine zarte Kuh.
Ich schreib’ so gerne Urlaubskarten
und schick’ auch dir ‘ne Karte zu.
 

    Anstrengende Deutschlandtour

Es gab schon in Scharbeutz Krach,
noch schlimmer wurd‘s in Kreuzbach.
Dann fiel ihr noch bei Saffig ein,
ich solle nicht so affig sein
und musst’ auch ihre Bitten abwiegen
und schließlich doch nach Witten abbiegen.
Kaum waren wir in Ratekau,
da wurde meine Kate rau.
Sie schrie: „Fahr’ mich nach Bingen, Zwerg,
ich will jetzt nicht nach Zwingenberg!“
Am Autorastplatz Holledau
ich meine Frau ganz dolle hau’.
 

        Musenküsse

Wenn mich beim Dichtern meine Musen küssten,
sagt man, dass sie‘s in Leverkusen müssten,
und wenn ich dann den Bund mit meinen Musen kitte,
dann tu ich das in Leverkusen-Mitte.
 

       Reise nach Weimar

Als ich einmal in Uelzen saß
und Brote dort mit Sülzen aß,
trank ich danach in Seesen Wein.
Wann mag das wohl gewesen sein?
Ich glaube gar, dass es im Mai war,
denn tags darauf fuhr ich nach Weimar.
 

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Bekleidung


        Fröstelnder Modemuffel

Ich ertrage nur mit Müh’ den Frost,
drum trinke ich schon in der Früh’ den Most.
Dann schert mich nicht mehr der Moden Frist,
auch nächstes Jahr trag’ ich noch froh den Mist.
 

        Aufreizend

Die Hose war der Kleinen leid,
sie trägt fortan ein Leinenkleid.
Doch zeugt das kurze Hemdkleid
nicht gerade von Verklemmtheit.
 

        Unterwäsche

Heute trägt die Maren wieder
ihre schönen, wahren Mieder.
Trägst Du Deine Miederwaren,
liebe ich Dich wieder, Maren!
 

        Feste Nähte

Bei Kleidern, die die Käthe annahm,
es ihr auf feste Nähte ankam,
denn nur intakte Nahtsachen
vermeiden nackte Tatsachen.
 

        Alpine Einfältigkeit

Das Mädli in dem Hirndl denkt:
„Ein Mann vielleicht am Dirndl hängt –
kann ihn vielleicht mit Trachten locken?“
Jedoch die Kerle lachten trocken.
 

       Figurprobleme

Wie doch die Frau die Posen hasste,
wenn Nick nicht in die Hosen passte.
So sprach sie schließlich doch zu Nick:
„Mein Lieber, du bist noch zu dick.“
 

        Perücken

Damit sie Haar zum Wechseln hatte,
drum nahm man gleich zum Häckseln Watte
und formte aus der Häckselware
dann für die Frau die Wechselhaare.
 

        Evakostüm

Am Strande trägt das feine Käthchen
ein Kleid, und das hat keine Fädchen,
so dass nur Wasser, Sonne, Wind
der ganzen Haut zur Wonne sind.

Frei sind die Schultern – obenrum – ,
da hat sie keine Roben um,
auch tiefer sieht man keine Fetzchen,
stattdessen nur das feine Kätzchen.

Da zeigt sich frei der Bauch, der eine,
die volle Länge auch der Beine.
Da sieht man ihren Wackelpo
und auch die and’ren Packel wo.

Fürs Auge sind die festen Bälle
als Blickfang doch die besten Fälle.
Da hatte irgendwer gesagt:
Dies Kleidchen sei doch sehr gewagt.
 

       Neid der Frauen

Die Tina trägt ein knappes Strohkleid,
schon gibt‘s mit Gabi auf dem Klo Streit.
Was Tina, diese Schicke, darf,
darauf ist auch die Dicke scharf.
Trägt Tina zu saloppe Kleider,
dann gibt‘s von Gabi Kloppe leider.
 

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Wetter und Jahreszeiten


        Im Lenz

Wenn im Lenz wieder die Liebe erwacht,
dann strebt man ins Grüne, doch gibt wer acht?
Man küßt sich mit Gefühl - und keucht,
ist doch der Rasen kühl und feucht.
Die sich zu früh in den Klee wagen,
die hört man dann später wehklagen
und sich die schmerzenden Blasen reiben.
Man soll nicht zu lang auf dem Rasen bleiben!
 

        Ostern bei Soestern

Man kann‘s nur leis’ im Kloster sagen:
„Was ständig diese Soester klagen!“
Denn ständig fällt den Soestern ein:
„Es könnte wieder Ostern sein!“

Die Mönche in dem Kloster sangen,
doch lauter noch die Soester klangen,
denn wieder fiel den Soestern ein:
„Es könnte wieder Ostern sein!“

Die Nonnen laut im Kloster singen,
doch lauter noch die Soester klingen.
Schon wieder fällt den Soestern ein:
„Es könnte wieder Ostern sein!“

Dem Fremden kann zum Trost er sagen:
„Das musst du nur in Soest ertragen.“
Willkommen doch zu Ostern sei er,
zu suchen mit den Soestern Eier!
 

        Launischer April

Der Winter geht – das weiß ich –
im Märzen, wenn das Eis wich.
Dann naht der Lenz mit milder Pracht,
doch was wohl im April der macht?
 

        Pfingsten

Zu Pfingsten tönt ein frommer Sang,
und fröhlich sprach der Gottfried: „Leute,
wie sehr mich doch dies Gottlied freute,
nun wird’s bald wieder Sommer, Frank!“
 

        Sommererwartung

Man hofft zur Sommersonnenwende,
dass dieser Sommer Wonnen sende,
und schätzt der Sonne satten Schein,
doch will man gern im Schatten sein.
 

        Sommerfreuden

Wenn freundlich hell die Sonne winkt,
ein jedermann in Wonne sinkt,
und freudig ruft der Fritze: „Hei,
heut’ gibt es endlich hitzefrei!“
 

        Tiefdruckgebiet

Der Himmel ist schon seit Tagen verhangen,
und ständig wir in der Gefahr hingen,
dass Regen wir mit Haupt und Haar fingen.
Kann denn niemand das Wolkenheer fangen?
 

         Jagdsaison

Wenn Ratten an dem Jager nagen,
dann muss man diese Nager jagen.
Auch gern man eine Jagermagd,
sei fett sie oder mager, jagt.
 

        Novemberstimmung

Auf allen Blättern grober Tau,
der Anblick von der Mauer trist,
die ganze Welt oktobergrau,
wen packt da nicht der Trauermist?
 

        Winterzeit

Fällt nun der Schnee im Hinterwald,
dann wird es kalt und Winter halt.
Ich will mich nicht in den Wintern härmen,
ich möchte nur meinen Hintern wärmen.
 

         Weihnachtsgeschichte

Als auf dem Feld die Hirten waren
mit krausen und verwirrten Haaren,
tat dort, wo diese Sieben lagen,
ein Engel zu den Lieben sagen,
ein Kind sei in der Nacht geworden:
Auf, laufet, aufgewacht, gen Norden!

Als sie dann diesen Stall so fanden,
wo sie in diesem Fall so standen
gar staunend mit gekrauster Lippe
vor dieses Kinds verlauster Krippe,
da wünschten sie dem Werk bei Nacht
doch eine frohe Bergweihnacht.
 

        Weihnachtliche Gedanken

Die Turmuhr schlägt: „Es werde Acht!“
Der Schnee fällt flockig weiß zu Erden.
Der Winter auf der Erde wacht.
Schon droht hier, alles Eis zu werden.

Da wird der kleine See zu Eis,
und bald im weiten Kreis ist alles –
es friert der Teich ja eh zu, sei‘s
wie in der Form des Eiskristalles.

Der Mensch – ihm frieren bange Ohren –
entzündet eine Kerze halt.
Weil ihm die Wärme angeboren,
wird ihm nicht gleich das Herze kalt.

Er denkt an einen fernen Stall,
wohin drei Weise einst gelangt,
geführt von einem Sternenfall –
dort sind sie leise einst gewankt.

Der Mensch schließt sich der Reise an
und wartet auf ein Wunderzeichen.
Schon Wasser aus dem Eise rann:
Das Eis muss allem Zunder weichen.

Sie stehen an der Krippe – seht! –,
auch wenn du kalt an Ohren bist –
vor Glück die ganze Sippe kräht:
„Der Heiland uns geboren ist!“
 

      Eine schöne Bescherung

Die Pärchen, die im Mai nachts wandeln,
die denken nicht an Weihnachtsmandeln.
Was sie in einer Mainacht werken,
sie spätestens zur Weihnacht merken.
 

        Weiberfasching

Der bunt vermummten Leiber Wust
erweckt die jecke Weiberlust.
Zum Karneval die Seine läuft,
der Mann daheim alleine säuft.
 

       Sturzregen

Als auf das Dach das Wasser krachte,
gleich aus dem Schlaf ich krass erwachte.
Hab’ lang noch an den Krach gedacht
und das, was mir aufs Dach gekracht.
 

      Winterleiden und -freuden

Im Winter, wenn der tiefe Schnee fällt,
der Mensch, wenn’s geht, gleich ins Café schnellt.
Die Ohren kalt, so ist sein Wägen,
brächt’ ihm vielleicht ein Glühwein Segen.
Zeigt sich des Winters weiße Härte,
schätzt er des Glühweins heiße Werte.
 

Das späte Glück des Weihnachtsmannes

Voll Glut wir in der Mainacht waren
und lagen in der Mainacht wach.
Da träumten wir von Weihnacht, Maren,
weil ich nun mal die Weihnacht mach’.

Wir wurden in der Mainacht wilder,
ich war nicht mehr allein nachts wieder.
Dann dachten wir an Weihnacht milder
und an die schönen Weihnachtslieder.

Ich küsste dich im Mai nachts wund
und immer, immer wieder, Maren.
Ich liebte deinen Weihnachtsmund
und deine süßen Miederwaren.

Nun ist es bald schon wieder März,
das Glück lacht mir im Mai nachts wieder.
Die Blicke gleiten miederwärts,
trägst du die neuen Weihnachtsmieder.

Man kann auch ohne Mieder wachen,
dann fragst du mich im Mai nachts: „Wann,
oh, können wir es wieder machen?
So komm’, o komm’, mein Weihnachtsmann!“
 

 Schöne Bescherung

Ich fuhr nach Dortmund-Kley nachts weit
in meinem neuen Weihnachtskleid.
Was ich in Dortmund-Kley nachts wage
gibt keinen Grund zur Weihnachtsklage.
Wenn ich durch Dortmund-Kley nachts wank,
genieße ich den Weihnachtsklang.
Zu meinem Glück dabei nachts war
geöffnet noch die Weihnachtsbar.
Dort ess’ ich einen Brei nach zwei:
Es ist ein süßer Weihnachtsbrei.
Kollegen mit den Weihnachtsbärten
das ebenfalls dabei nachts werten,
denn Weihnachtsmänner bei Nacht wissen:
Sehr lecker sind die Weihnachtbissen.
Wir auch mit dem Lakai nachts wetten:
Wer hat die schönsten Weihnachtsketten?
Und stören mich dabei nachts Viren,
ertränk’ ich sie mit Weihnachtsbieren.
Dann will ich mich im Weihnachtskragen
auch noch nach Essen-Kray nachts wagen
und bleib’ in Essen-Kray nachts wach,
denn störend ist der Weihnachtskrach.
Ich seh’, wenn ich in Kray nachts wippe,
nicht eine einz’ge Weihnachtskrippe.
Was mich nach Essen-Kray nachts wiese?
Das ist wohl meine Weihnachtskrise,
denn Leute, die in Kray nachts wohnen,
die tragen keine Weihnachtskronen.
Sie singen nicht in Kray nachts Weisen
und feiern nicht in Weihnachtskreisen.
Gegessen sind die Weihnachtskräcker,
bald klingeln schon in Kray nachts Wecker.
Wenn ich durch Essen-Kray nachts wank’,
dann fühle ich mich weihnachtskrank,
denn wenn ich nur durch Kray nachts wetze,
befällt mich schon die Weihnachtskrätze.
Gebiss kriegt auch in Kray nachts Lücken,
ich bräuchte auch allein nachts Krücken.
Nach Haus’ ich schwer wie Blei nachts wank’,
und bin mal wieder weihnachtsblank.
 

       Frühlingsklänge

Im Frühjahr, wenn wieder die prächtigen Meisen
mit ihrem Gesang den Allmächtigen preisen,
nur eine allein in der Linde schwieg.
Ihr war etwas übel und schwindelig.
 

    Regentropfen-Prelude

Das Wetter heute trübe ist.
Ich sitz’ am Flügel, übe trist
und klimpere in fis-moll
die Ohren meiner Miss voll.
 

       Weihnachtskonzert

Man hat nach Luft im Saal gerungen,
als dort ein Chor Choral gesungen.
Nur schlechte Sänger kamen vor
in diesem so infamen Chor.
Es störte mancher schräge Ton,
das Ohr, es wurde träge schon.
Fast wurd’ ein Iserlohner taub,
dass man sich solchen Ton erlaub’,
und ängstlich rief er: „O sieh, Hanna,
gleich singen sie das Hosianna!“
 

       Annettchen

Am Abend singt Annettchen Bass,
laut singt sie voller Wärme Lieder.
Sagt man zu ihr, sie lärme wieder,
dann macht sie Nachts das Bettchen nass.

Singst du demnächst, Annettchen, Lieder,
so singe im Sopran so leis’,
dass man dich mit Elan so preis’,
und lass dich aufs Toilettchen nieder!
 

       Weihnachtstrost

Sie wollte nichts von Kai nachts wissen,
drum weint er still ins Weihnachtskissen.
Bist du nun auch allein nachts, Wicht,
so leuchtet doch ein Weihnachtslicht.
 

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Berufe


       Figaro

Lang hat der Frisör an der Stelle geweilt,
das Flache wie auch das Steile gewellt,
dann hatte er noch die Welle gestylt,
das hat das Glück eine Weile gestellt.
 

        Der Journalist

Den Schreiber stets ein Schema treibt:
Das Geld – wenn er vom Thema schreibt.
Doch auch für seine Anti-Themen
erhält der Schreiber Tantiemen.
 

        Bardamen

Da sitzen sie in Roy’s Bar,
mit Taillen, schlank wie Wespenleiber.
Doch machen sich die Boys rar.
Die steh’n halt nicht auf Lesbenweiber.
 

       Der Nachtwächter 1

Zur Mitternacht allein wacht’ ich,
mir wurde schon ganz weihnachtlich,
und weil ich so allein nachts wieder,
so sang ich leise Weihnachtslieder.

Wo kommen die Krawalle her?
Ist etwa in der Halle wer?
Wo kommen denn die Diebe her?
Erwisch’ ich wen, kriegt Hiebe der!

Flugs eilte ich zur Halle Vier
und sah in diesem Falle hier:
Die Diebe klauten Massen Kitt
und nahmen auch die Kassen mit.

„Halt, halt!“, ich laut ganz legal rief
und schnell von Regal zu Regal lief.
Doch weil die Diebe schon fort waren,
da ließ ich ein schreckliches Wort fahren.
 

        Der Nachtwächter 2

Mit Harzer bei der Wacht ernährt,
dem Diebstahl bei der Nacht er wehrt.
Wie kam es, dass von schwarzer Hand
gar plötzlich ein Stück Harzer schwand?
 

         Der Richter

Er ist ein gerechter Schlichter
und auch sonst kein schlechter Richter.
Dass der Spruch vom Richter schlechter,
das meint nur ein schlichter Rechter.
 

        Der Zauberer

Wenn Du auf die Terrassen blickst,
wo Du so manchen Trick schaust,
so lass nur Deinen Blick treiben!
Verborgen wird der Trick bleiben,
wenn Du nur dem Geschick traust
des Manns, der zum Erblassen trickst.
 

      Köche

„Allmählich packt mich doch ein Kummer.
Warum sind deine Linsen grau?
Was bist du für ein Koch, ein dummer!“
Die and’ren Köche grinsen lau.
 

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Sauberkeit


      Unzumutbar

Willst du, dass ich die Wickeltasche,
den alten Schmutzartikel, wasche
und an dem alten Wackeltische
dann auch noch die Tentakel wische?
Wenn ich nun an dem Wickeltische
gleich alle die Artikel wische,
dann auch noch die Tentakel wasche,
bekomm’ ich dann die Wackeltasche?
 

       Der Saubermann

Will gleich mal seine Miss er waschen,
muss Seife er und Wasser mischen,
bedienend sich gewisser Maschen
muss er das rechte Maß erwischen.
So will nach diesem Maß er waschen
mit Seife und mit Wasser-Maschen,
das Schaumbad noch gewisser mischen,
doch erst muss er die Miss erwischen.
 

        Waschzwang

Die Fäuste die Woiwoden ballen,
weil sie ihre Wadenbollen,
mit denen sie am Boden wallen,
heute auch noch baden wollen.
 

        Inserate

Ich las in manchen lauen Blättern
– dort stand in großen blauen Lettern –,
man böt’ sich an, auch nackt zu putzen.
Mich reizt es, diesen Pakt zu nutzen.
Beim Blick auf solcherlei Stellenanzeigen
spür ich den Druck in den Zellen ansteigen.

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Menschliches


    Vom Nutzen einer Fremdsprache

Nein, er verspürte keine Lüste,
obwohl sie ihn alleine küsste.
Doch als sie zu ihm sprach: „Mon Cher!“,
sieh, da verspürte er schon mehr.
 

        Heiratsantrag

Er sprach zu ihr im Märzen: „Hilde,
bist du mir auch im Herzen milde?
Wenn du mich liebst, dann sei die Meine!“
Da war sie schon im Mai die Seine.
 

        Ehe-Los

Einst hatte er mit Lust gefreit,
jetzt gibt ihm nur der Frust Geleit.
Drum hört man ihn voll Trauer fragen:
„Wie lang’ muss ich die Frau ertragen?“
 

        Scheidung auf Italienisch

Der Toni tat ganz schlau erfragen:
Darf ich denn meine Frau erschlagen?
Dann bringt er mit Lizenz sie um.
Nun endlich ist Silentium!
 

       Verdächtig

Anstatt dass mir Annette backt,
liegt sie auf ihrem Bette nackt.
Und war da nicht ein Schrei, der klang,
als käm’ er aus dem Kleiderschrank?
 

       Sehr verdächtig

Als wäre der Verhau ihm fremd,
ein Mann mit meiner Frau – im Hemd –
des nachts aus dem Holunder wich.
Das fand ich sehr verwunderlich.
 

        Depression

Wie soll ich mit den Sorgen mein
gar fröhlich denn am Morgen sein?
Es gibt doch sicher morgen Sachen,
die mir dann wieder Sorgen machen!
 

        Halluzination

„Manchmal seh’ ich eine Kist’,
selbst wenn es gar keine ist.
Steht dort drüben seine Kiste?“
„Nein, dort steht gar keine, siehste?“
 

        Blähungen

Bevor ich Blasen und Tuten geh’,
da trink’ ich erst einen guten Tee,
denn wenn sich der Bauch von den Gasen bläht,
von alleine das Tuten und Blasen geht.
 

         Dringendes Bedürfnis

Den Strahl er gezielt in den Farn hält,
damit dort hinein sein Harn fällt.
Die Stimme donnernd von fern hallt:
„Dass Ihr nicht über den Herrn fallt!“
 

        Hausdrachen

Du willst, dass ich Dich zudecke
und mich vor Deinem Zeh ducke?
Denkst Du denn, Alte, Du Zecke,
daß ich bei dieser Idee zucke?
 

        Frauengeflüster

„Was, Du hast noch keinen Mann?
Sieh Dir doch mal meinen an!
Denn ich habe einen Mann,
was man doch wohl meinen kann!
Warum siehst Du keinen an,
der sich mit Dir einen kann?“

„Ich komme doch bei keinem an,
wann werd’ ich mich vereinen, wann?
Bald fange ich zu weinen an,
weil ich es nur mit einem kann,
denn nur den Mann, der reimen kann,
den lasse ich zum Keimen ran.“
 

        Verlottert

An Männern hatte Lotte zig,
die meisten waren zottelig.
Die wussten nicht, was Lottel trieb,
drum hatten sie die Trottel lieb.
 

        Kleines Hindernis

Die Frau, bei der heut’ Bert war,
die sprach zu ihm gleich: „Wart’, Bär,
du wärst für mich verwertbar,
wenn nur nicht dieser Bart wär’!“
 

        Traute Liebe

„Beim Heinrich sind die Triebe lau.
Ob ich noch seiner Liebe trau?
O wären seine Triebe laut!“
Die Traute nicht der Liebe traut.

Bald werden lauter Triebe, Laute.
„Verzage nicht gleich, liebe Traute!
Denn werden erst die Triebe lauter,
dann wird auch bald die Liebe trauter!“
 

         Eine Lebensgeschichte

Beim Jüngling sind die Backen zart,
doch später sprießt ein Zackenbart,
der sich entpuppt als Zeckenbart.
Beim Mädchen ist das Becken zart,
es nimmt zum Mann den Zecken-Bert.
Wenn‘s Alter an dem Becken zehrt,
die Frau bei ihrem Zacken-Bert
am Bart und an den Backen zerrt.
 

       Familienplanung 1

Man sagt, auch werde Cohn beschert
viel Glück durch Heirat. Schon bekehrt
zur Ehe freudig krähte Cohn:
„Ich nehm’ die reiche Käthe Kron!“
 

        Familienplanung 2

Sein Weibchen tat der Cohn besamen,
bis sie dann einen Sohn bekamen.
Das Kind, das nun im Wagen plärrt –
sag’, Cohn, war das die Plagen wert?
 

        Familienplanung 3

Was bist Du für ein Schinder, Cohn!
Du hast so viele Kinder schon,
fragst nicht, ob sie noch einen wolle,
sagst nur: „Hör’ auf zu weinen, Olle!“
 

         Haugust

„Auch wenn ich nicht so mutig blick’,
ich haue dich gleich blutig, Mick!“
„Wozu in die Gesichter schlagen,
kannst du es mir nicht schlichter sagen?“
 

        Dichterliebe

Um uns herum Gelichter, Diebe,
Unheil, Schreck, Gefahren, Mord!
Ich singe Dir von Dichterliebe,
und du willst wirklich, Maren, fort?
 

        Dumme Streiche

Dem Mädchen, welches Maren heißt,
zieht man ihren den Haaren meist.
Das Mädchen, welches Maren hieß,
fand das mit ihren Haaren mies.
 

        Fürstliche Windeln

In Windeln, diesen Wiegenlappen,
die Kinder in den Wippen lagen,
und auf den Windeln liegen Wappen.
Manch Schrei sie mit den Lippen wagen,
wenn sie in allen Lagen wippen.
Kann es wohl an dem Wappen liegen,
so fragt man sich mit vagen Lippen,
dass schwer die nassen Lappen wiegen?
Die Kinder mit den Wiegenlippen
noch weiter in den Wippen liegen,
wo sie noch froh im Liegen wippen,
sich, Lächeln auf den Lippen, wiegen.
Auf feuchten Windeln lagen Wappen,
und dort, wo diese Wappen lagen,
erinnern sie an Wagenlappen.
Ja, dürfen das die Lappen wagen?
 

        Ausgespannt

Kaum brachte mir die Gerda Segen,
– die Mutter war eh sehr dagegen –,
zum Abschied schon ich Gerda wink,
weil die nun zum Wawerda ging.
 

        Magendrücken

Ich muss so manchen Mist ertragen,
drum plagt mich oft ein trister Magen,
und drückt mich dann der herbe Magen,
würd’ mir ein Schnäpschen mehr behagen.
 

        Wechseljahre

Kaum kriegt die Frau in Wellen Hitze,
schon hört man seine hellen Witze.
Wenn in den Frauen Hitze wallt,
dann machen Männer Witze halt.

Kriegt sie auch ihre Hitzewellen,
pfeift doch auf solche Witze Helen.
Und wenn sie noch so wallt, die Hitze,
sagt sie doch nur: „Behalt’ die Witze!“
 

        Der Moralist

Dem Mädchen, welches Röschen heißt,
beim Bücken oft das Höschen reißt,
weshalb der brave Ferdinand
ein wenig ordinär die fand.
 

        Herr und Dame

Wie ist ein Herr so herrlich! Der Gatte
auch eine Frau – begehrlich –, der hatte.
Doch diese Dame, nämlich die –
hielt sich indes für dämlich nie.
 

       Szenen einer Ehe 1

Der Streit bei den Debatten gilt
dem längst verblassten Gattenbild,
bis dann vor Zorn die Gatten beben.
Na, das wird noch Debatten geben!
 

        Szenen einer Ehe 2

Wie laut doch die Debatte gellt!
Man hört, wie grob der Gatte bellt.
Sie kreischt wie eine Krähe. Ach,
hier gibt es wieder Ehekrach!
 

         Szenen einer Ehe 3

Der Ehemann, schon fett und bärtig,
plumpst nachts nur noch ins Bett und – fertig!
Noch nicht einmal ein Schlummerkuss
macht mit der Gattin Kummer Schluss.
 

        Szenen einer Ehe 4

Wer nicht mehr an der Liebe hängt,
voll Hass die Hand zum Hiebe lenkt.
Erst hat er mit Lulu gezankt,
dann hat er kräftig zugelangt.
 

        Szenen einer Ehe 5

Nachdem sie Streit im Garten hatten,
verhaut die Frau den harten Gatten,
denn Frauen, die auf Härte bauen,
den Männern auf die Bärte hauen.
 

        Szenen einer Ehe 6

Zuerst wird Wort um Wort vermehrt,
als würd’ dadurch ein Mord verwehrt.
Da trifft die Frau, debattengeil,
am Ende doch des Gatten Beil.
 

   Eine verhängnisvolle Affäre

Ich hatte eine reiche Tante,
mit der ich einst zum Teiche rannte,
und als wir dann am Teiche weilten,
das Harte und das Weiche teilten,
da war die Tante reich an Glut,
und doch – ich dachte gleich an Ruth.
 

       Ehedrama

Ein scharfes Mittel gegen Ratten
serviert die Frau dem regen Gatten,
und der trinkt von dem Sauertrank.

Da liegt er nun, der matte Gunther,
und nie mehr wird der Gatte munter.
Laut tönt der Witwe Trauersang.
 

        Prügelstrafe

Ich hab’ es niemals schlimmer getragen!
Du hast nun schon seit Tagen schlimm
das ganze Geschirr in Trümmer geschlagen!
Nun werd’ ich dich gleich schlagen, Tim!!
 

        Voll daneben

Zu schießen mit der Zwille war
des Knaben fester Wille zwar,
doch schoss er mit der Breitzwille
in Scherben nur die Zweitbrille.
 

       Geschenke

Alljährlich gibt‘s mir schier zu denken:
Was wäre wieder dir zu schenken?
Da tut es Not, recht scharf zu denken
und passend nach Bedarf zu schenken.

Ob man nach einem Bräter späht,
in dem sie Braten später brät,
ein Topf, der noch zum Kochen wert,
ein Besen, der noch Wochen kehrt?

Wie wär‘s mit einem feinen Mixer?
der mixt, so soll man meinen, fixer,
und macht ‘nen schönen Mix zu Festen,
um Gäste damit fix zu mästen.

Ob man nicht das Gewirr verschönt,
wenn man sie mit Geschirr verwöhnt?
Vielleicht lässt eine Kanne halt
im Herzen nicht die Hanne kalt?

Ich hab‘s, ich schenke, hui, die Pfanne!
Doch zornig ruft nur „Pfui!“ die Hanne.
Und wenn sie mir nun schmollt, guck,
dann kriegt sie einen Goldschmuck.
 

       Mann und Frau

Der Mann hat sich als Held zu geben,
muss schuften, um das Geld zu heben.
Die Frau hat sich nur hold zu geben,
um schließlich all das Gold zu heben.
 

       Zahnprobleme

Die Klage wir von Marthe hören:
Sie äß’ nicht gerne harte Möhren.
Wir sollten dies als Zeichen wähnen
von ihren wohl zu weichen Zähnen.
 

        Voreilige Heirat

Erst hat sie ihn am Bart gezogen
und sich zu ihm ganz zart gebogen,
bis er sich an den Leib gewöhnt hat
und dann bei diesem Weib gelöhnt hat.

Nun ist vorbei das strenge Leben,
jetzt will er in die Länge streben,
die Lust nicht vor halb acht verneinen
und sich nun jede Nacht vereinen.

Er will sie nun mit Macht verehren
und sich schon vor halb acht vermehren,
verknüpfen auch zum festen Bund,
so meint er, seinen besten Fund.

Der Pfarrer seinen Segen lenkt,
bis sich der Blick verlegen senkt.
Vorbei ist nun des Strebens Länge,
verzwirnt sind nun die Lebensstränge.

Die Braut mit ihrem herben Geist,
zeigt nun, was Fell zu gerben heißt.
Weil er ihr nicht die Schleppe trug,
sie ihn schon auf der Treppe schlug.
 

       Heidröslein

In ihren engen Reiterhosen
die Heide durch die Heide läuft.
Man nennt sie auch das Heidröslein.
Sie pflückt im Garten heiter Rosen,
bis sich zu ihrem Leide häuft
so manches in dem Reithöslein.
 

        Fehlentscheidung

Sie hat sich irgendwann vermählt
mit einem starken Möbelpacker,
und sich doch in dem Mann verwählt:
Er ist und bleibt ein Pöbelmacker!
 

       Emanzipation

Zum Tanze geh’n Emanzentöchter.
Ein Mann spricht die Simone an
und sagt zu ihr, gern tanzen möcht’ er.
Sie sagt: „Ich tanz’ nur ohne Mann!“
 

        Keine gute Köchin

Ich will mit der Agathe leben.
Wird Braten es, Salate geben?
Stets schenke ich ihr Rosen, Gedichte,
und kriege doch nur Dosengerichte!
 

        Blickkontakt

Auch wenn wir uns nur ferne standen,
die Augen sich wie Sterne fanden.
Die Blicke sich zu gerne fingen,
wenn sie nur in die Ferne gingen.
Ich suchte auf die Nähe Sicht
und hoffte schon, sie sähe nicht,
wie ich auf diese Schicke zielte.
Da merkte ich: Die Zicke schielte!
 

        Sauerlandromantik

Der Mond wirft an der Möhne Schatten
auf weiche, grüne, schöne Matten,
und wie er auf die Möhne scheint,
verführt er, wie die Schöne meint,
zu machen an der Möhne Sachen,
als wolle man ihr Söhne machen.
 

       Vorbeugung

Kondome ohne Scheu zu nützen,
das heißt, sich täglich neu zu schützen.
Ein Gummi auf dem schieren Wutz,
das ist der beste Virenschutz.
 

        Versiebt

Der Nachbarin ein Sieb zu leih’n,
das heißt für mich, nur lieb zu sein.
Wenn ich ihr meine Siebe leih’,
denkt sie, dass es schon Liebe sei.

So hat sie allerlei gesiebt
und meinte drum, sie sei geliebt,
nur weil ich ihr die Siebe lieh.
Doch sprach ich nie: „Ich liebe Sie!“

Es kann sich nicht der Liebe Segen
aufs Borgen nur der Siebe legen,
und weil wir nicht von Liebe sangen,
rief sie: „Ich werde Sie belangen!“

Wenn Amor wirklich Liebe sät,
er diese nicht in Siebe lädt.
Ist man zu schnell und seicht verliebt,
hat man die Liebe leicht versiebt.
 

       Nicht versiebt

Der Nachbarin ein Sieb zu leih’n,
das heißt für mich, auch lieb zu sein.
Wenn ich ihr meine Siebe leih’,
fragt sie, ob das wohl Liebe sei.

Da hat sie allerlei gesiebt
und hoffte sehr, sie sei geliebt.
Als ich ihr wieder Siebe lieh,
sprach ich zu ihr: „Ich liebe Sie!“

So kam es, dass die Liebe sachte
uns durch den Tausch der Siebe lachte.
Wir waren bei Gesang verliebt
und Zeit – die wurde lang versiebt.

Da machten wir beim Lieben Sachen
und konnten bis um Sieben lachen.
Nun kriege ich als Lohn der Siebe
bald einen kleinen Sohn der Liebe.
 

      Jugendsünden

Der Mick war stets ein Schülerschwarm,
betörend war sein schwüler Scharm.
Die Ruth hat oft an Mick gedacht,
er hat sie schließlich dick gemacht.
 

        Amelie

Dass sie nicht an die Liebe denken,
auf Schmuck nur Gier die Diebe lenken,
das sollte Amelie bedenken.

Wenn Diebe ständig die belauern,
dann kann nicht lang die Liebe dauern.
Die Liebe stirbt, wenn Diebe lauern.
Wir sollten Amelie bedauern.

Wer wird Ihr wohl die Liebe schenken,
mit ihr das Lustgeschiebe lenken?
Ich werde Amelie beschenken!
 

        Späte Käthe

Die Käthe man als Perle kennt,
die nie mit einem Kerle pennt.
Da fuhr sie einst zur Kur, die Perle,
und sah dort erstmals pur die Kerle.
Gleich nach den Kerlen Käthe spähte.
Was will sie wohl, die späte Käthe?
Nun will sie frei’n, das späte Kind.
Ich glaube gar, die Käthe spinnt!
 

       Glatzenbildung

Ein Mann, so durch die Welt er irrt
und schließlich etwas älter wird,
von nun an die Gefahr aushält,
dass ihm das letzte Haar ausfällt.
Dem Armen vor der Helle graut,
zeigt sich kein Haar, nur grelle Haut.
Das Alter, das die Haare klaut,
macht aus dem Schopf halt klare Haut.
So steh’ zu deiner Glatze, Hans,
dann leuchtet sie, dann hat se Glanz!
 

     Die Glatze

Der Schädel manchen glatten Manns
hat leider einen matten Glanz:
Der Mann auf seiner Haarplatte
vom Haar ein Exemplar hatte
und wähnte drum, die matte Platte
hätt’ eine, wenn auch platte, Matte.
Doch hell im Lichte hat se zu gleißen,
sonst wär’ sie nicht als Glatze zu heißen.
 

       Wie geht‘s?

Ich stieß jüngst im Aral-Store
den Kopf an einem Stahlrohr,
bekam noch in dem Wiesenrunde
durch Fallobst eine Riesenwunde,
glitt hin in dem Geschenkladen,
erlitt dadurch Gelenkschaden,
und wurde noch daneben lahm,
ein Blitz mir fast das Leben nahm,
dann ist‘s mir auch noch gichtig, Ruth.
Ansonsten geht‘s mir richtig gut.
 

       Geiz

Nie teilt er seine Heizergaben –
was muss für einen Geiz er haben!
Wir auch nichts diesem Heizer gaben,
doch wir sind über Geiz erhaben.
 

       Kein Aufschub

Ich muss noch einen Putzlumpen
samt Eimer mir beim Lutz pumpen,
und auch ein Käsemesser borgen,
gleich heute noch – nein, besser morgen!
 

       Vergnügungsviertel

Die Damen in den Seitenstraßen
dort sicher nicht zum Streiten saßen.
Doch diese auf dem Seitenstrich,
die zanken und die streiten sich.
 

       Der Geduldige

Geschäftig die Hermine tat,
dass sie so viel Termine hat.
Vielleicht kommt doch zum Ziel der Veit.
Er braucht nur leider viel der Zeit.
 

      Er oder ich

„Da kommt sie ja, die Fricke, schau,
ist sie nicht eine schicke Frau?“
Er richtet auf die Frau die Blicke.
Ein Kleid trägt heut’ in Blau die Fricke,
und doch, er vor der Fricke scheut.
Warum ihn nicht die Schicke freut?
„Ist Fricke etwa dir zu schick?“
„Oh nein, sie ist mir schier zu dick!“
Da hatte ich die Schicke gefreit.
Das fand die gute Fricke gescheit.
 

       Der Schwager

Nur ungern seinen Schwager lässt er
in das Getränkelager, Schwester.
Doch gern ich über’n Schwager läster’,
denn dort betrunken lag er, Schwester.
 

            Treue

Zwar ist recht bäuerlich die Seine,
auch riechen säuerlich die Beine,
dann hat sie noch zwei linke Hände,
beim Laufen eine Hinkelende,
und ständig die Gerlinde, wie‘s
so kam, gleich ihre Winde ließ –
doch Paul hält an Gerlinden fest,
bis sich was Bess’res finden lässt.
 

       Der Wildbach

Verträumt stand ich am Wildbach,
da ward in mir ein Bild wach:
Vor mir erschien ein Bilderwald;
die Bilder wurden wilder bald,
und schon glitt ich auf wilder Bahn
hinein in einen Bilderwahn,
bis sich die ganzen Bilderwogen
gar wild und immer wilder bogen,
sah meine Frau – ein Bilderwesen –,
denn sonst ist sie ein wilder Besen!
 

       Eifersucht

Wie geb’ ich auf den Mann acht,
der stets mein Ännchen anmacht.
„Ich bitte dich, o Ännchen mein,
lass dich nicht mit dem Männchen ein!“
 

        Gestörtes Idyll

Zum Sternenhimmel stierte Bill,
er lag im Gras mit Birte still.
Die schöne Birte ihn verwirrte,
als er sich hier nach Wien verirrte.
Bald erste Küsse lüstern flogen,
als sie beim Liebesflüstern logen.

Ein Mädchen, welches Dörte hieß,
das kam vorbei und hörte dies.
Gleich spürte Bill: Kommt Dörte her?
Das spürte und das hörte der.
Warum die sonst so stille Dörte
die friedliche Idylle störte?

 „Erst gestern fort mein Bester schwirrte,
nun liegt bei dir er, Schwester Birte!
Du sollst nicht bei dem Schwager sitzen,
daheim soll der Versager schwitzen!
Den Bill ließ ich stets bieder gewähren,
und bald schon werd’ ich wieder gebären.“
 

        Gute Ehe

Zuerst war sie für alle die Gute.
Als Mann war ich der Ute recht,
doch nun speit nur noch Galle die Ute,
ich spüre ihre Rute echt.

Alleine werd’ die Gute alt!
Erst wenn ich von der Ute gehe
–  mein Abschiedsgruß der Ute galt –,
wird‘s wieder eine gute Ehe.
 

       Brautschau

Betrübt ihr hier den Golo seht,
weil er noch immer solo geht.
Es plagen ihn die Zweifel, ei,
er kennt doch in der Eifel zwei:

Da ist zuerst die Maren, feist,
zu der ist er gefahren meist,
doch sieht auch bei der Ute Geld er,
hingegen ist die Gute älter.

Es käme ihm zugute eben,
würd’ Liebe er der Ute geben.
Er sollte mit der Ute gehen,
die führte immer gute Ehen.
 

       Edelsteine

Die Frau sagt mir beim Weine still,
was sie für Edelsteine will,
worauf ich mir dann eingestehe:
Das wird wohl eine stein’ge Ehe.
 

     Seniorenliebe 1

Sie zählt sich zwar zur Upper-Class
und ist doch nur ein Klapperaas.
Doch sagt nichts gegen Vatis Grit:
Sie hält den Alten gratis fit.
 

       Seniorenliebe 2

„Lass es“, der Greis soeben lallte,
„uns noch einmal erleben, Alte!“
Da sagte seine Alte scherzhaft:
„Ob das wohl noch dein altes Herz schafft?“
 

       Seniorenliebe 3

„Was kann sich noch im Alter wenden?
Ich werde wohl bei Walter enden.“
Die Frau zu ihrem Gatten steht,
auch wenn nichts mehr vonstatten geht.
 

  Heiratsmuffel

„Ist das hier nicht ein schöner Platz?“,
so sprach zu mir mein Plöner Schatz.
„Wir lassen uns auf Moose runter,
da wird gleich deine Rose munter.
Wenn wir uns zwischen Moosen küssen,
dann wirst du mich wohl kosen müssen.
Setz dich zu mir ins Moose her,
gleich hast du keine Hose mehr.
Vielleicht fällt‘s dann dem Seemann ein,
er möcht’ der Rose Eh’mann sein.“
So hat mein Plöner Schatz geplaudert.
Da hat’s mich vor dem Platz geschaudert.
 

       Seemannsliebe

Der Seemann auf dem Muschelkutter
trägt um den Hals die Muschelkette.
Die hat er von der Kuschelmutter
als Liebespfand der Kuschelmette.
 

        Vorlieben

Elise mit dem losen Trieb,
die hat nun mal Matrosen lieb.
Und darum geht der laue Friese
so gerne zu der Frau Elise.
Wenn sich nicht die Matrosenhaut
zu Hause aus den Hosen traut,
dann müssen sich die lauen Friesen
zur Liebe eben Frauen leasen.
 

       Bekenntnis eines Fakirs

Setzt man sich gern in Nägel rein?
Ich sage, in der Regel – nein!
Als Kind schon wie auf Nägelchen
lag ich, doch nie auf Wägelchen.

Den Fakir macht die Nummer kregel,
sitzt er im Bett voll krummer Nägel.
Ein Nagel aus der Nähe sticht.
Ich sitze drauf und stehe nicht.

Hätt’ ich nur besser meine Kissen,
von denen mag ich keine missen.
Nie machte mir das Sitzen Spaß,
wenn ich auf Nagelspitzen saß.
 
 

       Selbstüberschätzung

Manch Möchtegern, der Würde bar,
weil sie ihm eine Bürde war,
gab sich als selbstbewusster Star,
und merkt’ nicht, wie bestusst er war.
 

        Arbeitswoche

Er rennt und hetzt beim Wochenstart,
als ob er jäh gestochen ward.
Drum kriegt am Wochenend’ er Pein:
Er fühlt sich schlapp, dann pennt er ein.
 

       Badeunfall

Wie hört man diesen Schreier weit,
der mitten in dem Weiher schreit!
Er zappelt, schreit im Weiher schrill.
Weißt du, was dieser Schreier will?
 

     Punker und Hippie

Es ist ein Zeichen schriller Zeiten,
wenn Punks durchs Tal der Ziller schreiten.
Mir wird bei ihrer Power flauer,
ich stehe mehr auf Flower-Power.
 

       Nicht empfehlenswert

Kommst du einmal nach Schwedt, Bester,
dann schlaf’ nicht bei der Betschwester.
Wenn sie ihr Bett auch müde preist,
ist sie doch reichlich prüde meist.
 

Versuchung eines Schüttelreimers

Wie lockte doch der wilde Tann!
Da sprach zu mir Mathilde: „Wann
lässt du einmal das Dichten fort,
gehst mit mir zu den Fichten dort?
Wir können dann im Moose lachen
und sicher etwas lose machen.
Und dann – “, so sprach Mathilde, „wir
erwecken bald das wilde Tier,
bis dann in uns die Schlange lacht.
Das gäbe eine lange Schlacht!“

Soll ich nicht mehr bei Versen weilen
und hart an den diversen feilen?
Soll ich nicht mehr die Dichtung lenken,
stattdessen an die Lichtung denken?
Soll ich vielleicht mal Schwäche zeigen
und still ob jener Zeche schweigen?
Soll ich wohl wie im wilden Theben
die Bande mit Mathilden weben?
Das werden sicher wilde Tage,
wenn ich es mit Mathilde wage!
 

       Vergessen

Das Spiel auf der Schalmei vergisst,
wer nur die Welt voll Geifer misst
und sich sogar im Mai vergisst.
Ob den sein Papagei vermisst?
 

      Angebot

Sie fragt, ob er Yvette ernähre
– sie wisse ja, wie nett er wäre –,
und sie bei jedem Wetter nähre,
wenn sie ein wenig netter wäre?
 

            Späte Liebe

Ich sitz’ bei meinem Schwarm und wühl’.
Davon wird mir ganz warm und schwül.
Auch wenn mein Haupt schon weiß behaart,
hab’ ich die Liebe heiß bewahrt.

Sie nahm auf meinem Schenkel Platz:
„Was soll denn das Geplänkel, Schatz?“
Als sie an mir sich lose rieb,
gewann ich meine Rose lieb.

Da hab’ ich einen Kuss genommen
und bin auf den Genuss gekommen.
Doch dann sprach meine Rose: „Kai,
jetzt reicht es mit der Koserei.“
 

       Aufgepasst!

Willst du mit einem Weibe lachen
und zart an ihrem Leibe wachen,
dann musst du allerlei bewachen,
sonst wird man dein Geweih belachen.
 

       Zum Weinen

Eine Frau, die kann mal weinen,
hat sie irgendwann mal keinen.
Hat sie aber einen, wisst,
oft ihr auch zum Weinen ist.
 

       Fromme Hoffnung

Die Lotte muss mit Gicht leben.
Kann jemand ihr ein Licht geben?
Vielleicht hilft es bei Lottes Gicht,
entzündet sie ein Gotteslicht.
 

        Esther

Er würde gern mit Esther leben,
doch stört ihn ihr Geläster eben.
Drum sagt zu ihr in Brest er laut:
„Was bist du für ‘ne Lästerbraut!“
 

        Gabriele

Ich sang aus voller Kehle und
tat so der Gabriele kund,
es ging’ in meine Seele ein,
könnt’ ich bei Gabriele sein.
 

        Simone

Wie herrlich die Simone lacht!
Ob mir sie das zum Lohne macht?
Ich  stotter’: „Ach, Simone, ich ...“,
doch sie sagt schnippisch: „Ohne mich!“,
und das klingt wie zum Hohne mir.
Nun bin ich gram Simone hier.
Auch wenn ich nun Simone sieze,
denk’ ich im Stillen: „So ‘ne Mieze!“
 

        Folgenreiches Erlebnis

Sie liebten sich in Bonn am Rhein
– man wollt’ sich ein Erlebnis geben –,
jetzt hat sie einen Ron am Bein
und muss mit dem Ergebnis leben.
 

      Komplimente

„Susanne“ , sprach der Franke schlau,
„was bist du eine schlanke Frau!“
Nun hört man von Susanne mündlich,
sie werde bei dem Manne sündlich.
 

        Enttäuschung

Sie will den Kerl vom Niederrhein,
sogleich trinkt mit Marie der Wein.
Danach sagt zu Marie der: „Nein!“.
Sie fällt halt immer wieder rein.
 

       Porschefahrer

Man rief: „Da kommt der forsche Paarer!“,
sah man den Pit, den Porschefahrer.
Doch heute nimmt der morsche Pit
kein Mädchen mehr im Porsche mit.
 

        Störrisch

Ich ging mit meinem leichten Sinn
sehr gerne zu der seichten Lynn.
Wie gerne hätt’ ich bei der Lynn gewacht,
bis schließlich mir schönster Gewinn gelacht.
Viel Zuneigung hab’ ich für Lynn gehegt,
doch sie hat sich einfach nicht hingelegt.
 

       Mustergatte

Die Frau sprach, es war im August: „Der matte
Karl-August ist immer ein Mustergatte.“
Denn kaum war mal bei seiner Guste der Matte,
dann durfte er nicht, nein, dann musste der Gatte!
 

        Kuriert

Bei Oma war der Rücken krumm,
sie schlich nur noch mit Krücken rum.
Seit ihrer Kur im Rückenzentrum
sie wieder voll Entzücken rennt rum.
 

       Halluzination

Er schaute übern Brillenrand
zu tief in den Marillenbrand
und sah durch rosarote Brillen
nun in dem Butterbrote Rillen.
 

        Mühlenromanze

Die Merle geht zur Mühlenkoppel,
dort trifft sie Kurt, den kühlen Moppel,
den Müller, diesen kahlen Mann,
der Korn zu Mehl vermahlen kann.

Der Müller knurrt: „Wir Kerle müssen
doch keine Frau wie Merle küssen.
Ich lach’ mir gern was Dralles an,
an Drallen ist noch alles dran!“

Die Merle greift zum kühlen Mittel:
Sie packt ihn an dem Mühlenkittel
und tut ihm vor den Mühlen kund,
ihr Kuss fänd’ seinen kühlen Mund.

Der Kurt, er will nicht küssen, murrt.
Sie spricht: „Du wirst es müssen, Kurt!“
Und bald in diesem kühlen Märzen
sie küssen sich bei Mühlenkerzen.

Es ist jedoch der Knattermüller
beim Küssen nur ein matter Knüller.
Sie wünscht sich einen Mühlenkuss
so heiß, dass man ihn kühlen muss.
 

        Läuse

Wenn ich bei der Frau Kreuse lieg’,
dann tobt alsbald ein Läusekrieg.
Die Haare werden kräuselig,
wenn ich von ihr die Läuse krieg’.
 

        Besuch bei der alten Dame

Mich hatte vor einigen Tagen besucht
ein Herr, der war – soll ich‘s sagen? – betucht.
Da sprach ich zu ihm gleich verhalten fast:
„Bleib’ bei mir, auch wenn du schon Falten hast!“
 

      Kein Besuch

„Ich sehe dich so selten Cohn.
Du tatest dich erkälten, Sohn?
Oh, komm mich doch besuchen, Cohn,
du kriegst auch feinen Kuchen, Sohn!
Du weißt, wie gut die Kuchen sind,
so komm’ mich doch besuchen, Kind!
Ich werde auch nicht schelten, Sohn,
ich sehe dich zu selten schon.“

Den Kuchen sie mit Mohn versieht,
doch den Besuch der Sohn vermied.
 

       Ein helles Kerlchen

Die Freunde den Klein-Leon necken,
er möge Gas von Neon lecken.
Doch das bekommt dem Leon nicht:
Er leuchtet jetzt im Neonlicht.
 

       Russische Romanze

Er lädt sie an die Wolga ein,
dort trinkt er mit der Olga Wein
und schenkt ihr einen Solitär.
Jetzt liebt sie Anatolij sehr.
 

       Kameradschaft

Wenn man den Kameraden lässt,
isst er den Marmeladenrest,
doch wenn man ihn dann reden lässt,
kriegt man noch vom Gelee den Rest.
 

        Am Strand

Die Lust mich auf die Nele packt,
liegt sie am Archipele nackt.
Dann lieg’ ich gern bei Nele dicht,
hingegen bei Adele nicht.
 

        Das Irmchen und Herr Bagel

Die Sonne kaum auf Irmchen schien,
vom Himmel fällt der Hagel bald.
Da sieht sie mit dem Schirmchen ihn:
Gleich gibt ihr der Herr Bagel Halt.

Herr Bagel liebt das Irmchen schier,
sie findet auch Herrn Bagel nett.
Schon bietet er das Schirmchen ihr,
nur – eiterte sein am Nagelbett.
 

        Bohlen

Ein Mensch ganz unverhohlen bellt,
was er von Dieter Bohlen hält,
der, zwar ein selbstbewusster Star,
nie merkte, wie bestusst er war.
 

        Bildhauer

Es ist das brave Hildchen Bauer
verliebt in einen Bildchenhauer.
Fest auf die Liebe Hildchen baut,
doch er sie wie ein Bildchen haut.
 

       Windige Angelegenheit

Gestern aß die Carmen wohl
viel zu viel vom warmen Kohl,
und das bäuerliche Söhnchen
mampfte säuerliche Böhnchen.

Leider war der Kohl des Windes
nicht so gut fürs Wohl des Kindes,
und Verzehr so toller Böhnchen
führte auch zu Bollertönchen.
 

        Jähzorn

Wenn mir die Wut im Magen kreist,
dann geht’s dir an den Kragen meist,
dann kriegst du einen Magenschlag,
weil ich dich gerne schlagen mag.
 

        Im Bade

Als kürzlich ich im Bade war,
da sah ich ihre Wade bar.
Nun sitz’ ich in der Wanne bieder
und bin in ihrem Banne wieder.
 

       Falscher Verdacht

Ein Mann fährt an die Mosel ran,
dort spricht der Mann die Rosel an,
die Rosel, die schon ältlich, wisst,
und nicht mehr ganz so weltlich ist,
lädt ein zu einem Moselritt,
doch den macht nicht die Rosel mit.
Es rät ihr ihre Roselmeise:
„Verzichte auf die Moselreise,
vielleicht küsst in dem Moselrund
er gar noch deinen Roselmund
und schmeißt, o Graus, o Rosel mein,
dich gar noch in die Mosel rein!
Doch offen noch die Frage sei.“
Da spricht die Rosel: „Sage frei,
was willst du Miesling von der Rosel?“
„Nur ein Glas Riesling von der Mosel!“
 

        Eine traurige Geschichte

Sie hat dem netten Boy getraut,
auch fest auf seine Treu’ gebaut
und machte für den netten Boy
auch jeden Tag die Betten neu.

Sie hat ihm ohne Scheu getraut
– er hatte doch so treu geschaut –,
hat sich um ihn beim Wein geschert
und ihm so manchen Schein gewährt.

Sie hatten noch am Pool geschwätzt,
da hat er, er sei schwul, gepetzt.
Dann machte sich der Boy rar
und prasste in der Roy-Bar.

Nun seufzt sie alleine im Heubett:
„Ach, wenn ich doch nur einen Boy hätt’!“
 

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Politik
 

         Krieg und Frieden

Die Führer mit den Litzen siegen,
wenn wir daheim in Sitzen liegen.
Es muss wohl am Entsetzen liegen,
wenn Leute, die verletzen, siegen,
und wir in uns’ren Sitzen legen
nur Wert auf Sieg und Litzensegen.
Nie brachte das Verletzen Segen.
Es muss sich das Entsetzen legen!
 

        Husarenstücke

Man sollte der Husaren wegen,
die oft sich in Miseren wagen,
ihr Treiben zu verwehren sagen.
Das gäbe allen wahren Segen!
Was immer die Husaren wagen,
oft mancherlei Miseren wegen,
gibt Stoff für manche wahren Sagen,
doch liegt in den Gewehren Segen?
 

        Frauenrechte

In manchem Land die rauen, frechen
Despoten sich an Frauen rächen.
Schon hört man hier die Frage der Lauen:
Wie ist denn dort die Lage der Frauen?
 

        Kanzlerkandidatur

Um sich als Kanzler auszuräkeln,
heißt‘s, Mitbewerber rauszuekeln.
Der Trend bei dem Gewerkel meist
auf Stoiber oder Merkel weist.

Zum Kanzler sich nun Stoiber reckt,
weil in ihm doch ein Räuber steckt.
Da bleibt der guten Merkel fast
am Ende nur die Ferkelmast.
 

        Wahlen

Bald kommen wieder Quälwahlen.
Wen soll ich unter Qual wählen?
Ich muss mich unter Wählqualen
schon wieder zu der Wahl quälen.
 

       Bushfeuer

Der Bush mit seinen fiesen Reden
ruft auf zu Krieg und Riesenfehden,
will im Irak die Krise machen ...
Bald wird‘s im Osten miese krachen.
 

        Kanzlerin

Auch wenn die Presse blöder schreibt:
„Als Kanzler doch der Schröder bleibt!“,
so weiß das Volk schon lange: „Ah,
jetzt ist mal dran die Angela!“
 

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Promis
 

        Ein Mensch wie jeder andere

Der Jürgen Drews, der fett im Korn bellt,
er habe hier ein Bett im Kornfeld,
preist sich als größter Stoppeldecker.
Den Mädels fast zum Weinen ist,
denn er hat auch nur einen, wisst:
Auch er hat keinen Doppelstecker.
 

        Berber bei Berben

Kaum seh’ ich Iris Berben hier,
verlangt‘s mich nach dem herben Bier.
Kann man wohl bei der Iris Berben
ein Bier, wenn irgendwo ein Bier is’, erben?

Als Säufer mich die Berben schilt,
und ich zerfall’ zum Scherbenbild.
Das Leben wird nun herber bald.
Bei Berben kriegt kein Berber Halt!
 

        Quinn als Zirkusdirektor

Im Zirkus muss er Jubel vertragen
und Trübsinn durch den Trubel verjagen.
So gibt sich Freddy Quinn die Ehre
und niemand kommt ihm in die Quere.
 

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Bildung


        Chemiestunde

„Herr Lehrer, kommt das reine Chlor
gleich in dieses kleine Rohr?“
„Nein, aus diesem Rohr, Klaus,
kommt nachher das Chlor raus.“
 

        Physikunterricht

Der Lehrer macht Experimente:
Er legt den Schalter um, und - »Krach«! -
Die Klasse lacht sich krumm, und ach,
was machte Mary? Mary pennte!
 

    didacta (14.02.-18.02.2000)

„Fährst du denn auch zur Messe, Karen?“,
so fragt in Mölln die kesse Maren.
Da sagt die andere Kesse in Mölln:
„Ich fahre auch zur Messe in Köln.“
 

        Chemische Verbindungen

Ich geb’ in dem Semester acht,
wie man den guten Ester macht.
Und meine gute Esther meint:
„Wie sehr doch ein Semester eint!“
 

        Messebesuch

„Wir geh’n in jedem Falle hier
zuerst einmal zur Halle Vier,
und nicht zuerst zur Halle Eins,
denn dieses wollen alle, Heinz!“
Da plötzlich ruft die Dralle: „Hei,
ich flitze schnell zur Halle Drei!“
Nun im Gewühl die Dralle hängt,
weil alles in die Halle drängt.
 

        Pisa-Studie

In dem Volk der Dichter und Lenker,
großer Geisteslichter und Denker,
ist man nicht mehr auf Lichter bedacht,
ja, man wird fast als Dichter belacht.

Der Jugend nur die Glotze reichen
mit Filmen, die dem Rotze gleichen,
und obendrein mit Pop verdröhnt,
ist Denken, Lesen drob verpönt.

Wen kann man noch nach Pisa lassen?
Muss schließlich auch die Lisa passen?
Ich fragte sie, und Lisa petzte:
„Wir Deutschen sind fast Pisa-Letzte!“
 

   Schulprobleme

Sie war nie in Physik verliebt,
den Test hat Angelique versiebt.
Der Lehrer sprach: „Die Töchter, Madeln,
die das nicht können, möcht’ er tadeln.
Wer niemals die Physik verdaut,
hat sich sein Leben dick versaut.“
Nun eine schlechte Note droht’,
und auch zu Hause drohte Not,
denn sie hat nie Physik geschätzt,
hat mehr auf ihren Chic gesetzt.
Sie fuhr sich auf dem Mofa satt,
lag abends auf dem Sofa matt
und machte oft mit Mick da Sachen!
Kann sie mit Mick Physik da machen?
„Komm’ doch zu mir!“, hat Mick gelacht.
Das hat die Angelique gemacht.
Nun sitzt sie da mit Mick am Sofa,
doch lernt sie da Physik am Mofa?
 

       Pädagogik

Die Lehrer, diese coolen Schinder,
die quälen in den Schulen Kinder.
Darum sind manche Kinderschulen
auch so verhasste Schinderkuhlen.
 

       Schulalltag

In Klassenzimmern stecken Gören,
die Lehrer wie die Gecken stören.
Der Lehrer Nerven lagen bloß.
Was ist bloß mit den Blagen los?
 

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Kunst und Musik
 

        Musikalische Entgleisung

Erst wollte er ihr Noten zeigen,
und gleich mit reinen, schönen Terzen
und luftig leichten Tönen scherzen,
doch dann tat er zu Zoten neigen.
 

        Reiterlied

Der Reiter in dem Säulengang
ein Lied mit seinen Gäulen sang.
Das gab zwar viele Töne schon,
doch fehlte mir der schöne Ton.
 

        Jazzig

Die Töne, wie bizarre Tupfen,
kann ich auf der Gitarre zupfen.
Ich achte nicht auf reinen Klang,
denn solcher hat nur kleinen Rang.
 

        Sängerkarriere

Damit mir bald das Singen gelang,
studierte ich in Lingen Gesang.
Nun singen wir morgen von Bach die Messe.
Ich steh’ an der Pauke und mach‘ die Bässe.
 

       Oldies

Der Trübsinn immer wieder leicht
beim Singen alter Lieder weicht.
Gib mal bei ‚La Paloma‘ acht,
wie fröhlich da die Oma lacht.
 

       Schlagersternchen

Es lag wohl an dem starken Seegang,
dass sie statt eines ‚fis‘ ein ‚g‘ sang,
und niemand wär’ der Miss wohl feind,
wenn sie statt ‚g‘ ein ‚fis‘ wohl meint.
 

         Verlobungsvorbereitung

Beim süßen Klang der zarten Geigen
will sie ihm gleich den Garten zeigen.
Man spielt Musik von Haydn, Schubert,
wobei sie sanft auf Heirat drängt,
doch er noch an dem Dreirad hängt. –
Nun musst Du Dich entscheiden, Hubert!
 

        Misslungener Akt

Der Zeichner mit dem Kohlenstift
bisweilen gar verstohlen kifft.
So wird ihm das Gezackte eigen.

Er will Sybille Akte zeigen.
Doch kaum sieht sie das schrille Bild,
die Stimme von Sybille schrillt.
 

        Surrealistisch

Einst steckten freche Kinder in Bali
den besten meiner Binder in Kali.
Seitdem seh’ ich die Kunst von Dali
stets wie durch einen Dunst von Kali.
 

        Das Portrait

Der Maler wird beglücken reich
den Alten mit Perücken gleich.
Er weiß, dass man den kahlen Mann
sonst nicht so haarig malen kann.
 

        Ständchen

Der Sänger schlägt die Laute trist
und setzt auf diese traute List,
indem von Terz zu Terz er hastet,
dass er der Schönen Herz ertastet.

Laut hat es wohl schon sehr geklungen,
als er von seiner Claire gesungen.
Wie liebe doch die Kleine er,
es gäb’ für ihn nur eine: Claire!

Es ist jedoch die träge Schöne
nicht sehr erpicht auf schräge Töne.
Kaum denkt er sich: „Ist da denn Licht?“,
macht sie den Fensterladen dicht.

Den Sänger hat die Herbe satt.
Wie da gejault der Serbe hat!
Nun wisst ihr, wie der Serbe klang,
der damals seine Claire besang.
 

        Abschied und Willkommen

Kaum trällert sie das flotte Lied,
der Wolfgang vor der Lotte flieht.
Vermisst er dann ihren wärmenden Leib,
kehrt er zurück zu dem lärmenden Weib.
 

         Lärmempfindlichkeit

Kaum dass die Morgenröte floh,
spielt sie schon auf der Flöte roh
und hat in einer Tour geflötet.
Ich hab’ sie auf dem Flur getötet.
 

       Streichersonaten

Sobald der Ton der Geigen schwillt,
es andachtsvoll zu schweigen gilt.
Recht herzhaft auch die Bratsche winkt,
damit man das Vivace bringt.
Hinzu kommt noch der Celli Ton.
Den schätzte Locatelli schon.

Zwar klingen die Sonaten rein,
doch sind sie gut geraten? Nein!
Mit Liebe streich’ die Därme wie
ein Gott, und Herzen, wärme die!
Musik erst, wenn sie seelenvoll,
die Wirkung nicht verfehlen soll.
 

            Zugabe

Dem Sänger, wie man sieht, gelang
manch wundervoller Liedgesang.
Man applaudiert dem Liedersänger,
da singt auch schon, oh sieh’, der länger.
 

        Das elektrische Klavier

Man hat sich im Quartier gewöhnt
daran, wie das Klavier getönt.
Es spielte von der Rolle Hits,
nach dem Verfahren Holleriths.
 

        Kunstverständnis

Die Bilder in der Kunsthalle
sind leider sehr verhunzt, Kalle.
Es machen solche Pinselei’n
nur meiner Augenlinse Pein.

Ein Maler, der nur Lack verschmiert,
den letzten Rest Geschmack verliert,
und tut er‘s auf der Leinwand eben,
muss er mit diesem Einwand leben.
 

       Kinderarmut

In Deutschland, wo man jetzt minder verkehrt
und nicht mehr die Zahl der Kinder vermehrt,
singt bald schon im Thomanerchor
ein kleiner Afrikanermohr.
 

       Unbeliebter Straßensänger

Als ich dereinst im Steierland
laut singend mit der Leier stand
und manches Lied in Steier ließ,
man mich und meine Leier stieß.
 

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Umwelt


        Müllabfuhr

Man findet nach dem Rasenfeste
noch von allen Phasen Reste.
Der Müllmann muss sich feste regen
und vom Platz die Reste fegen.
 

        Sperrmüll

Man freut sich, wenn den Hausrat,
den alten, man bald raus hat.
Warum man ein Gebrüll machte,
als ich ihn gleich zum Müll brachte?
 

        Mülltrennung

Manche von Hamburg bis Trier pennen,
können nicht Glas und Papier trennen.
Es sind auch stets dieselben Gecken,
die nichts versteh’n von gelben Säcken.
 

        Hundedreck

Was wir stets beim Laufen hassen,
ist, wenn Hunde Haufen lassen.
Drum nehm’ ich nicht die Trine mit,
weil die meist in die Mine tritt.
 

        Saurer Regen

Fällt auf das Land der Regen seicht,
es der Natur als Segen reicht.
Jedoch so mancher Sauerregen
ist für den Wald ein rauer Segen.
 

        Rostlaube

Mein Auto still im Garten steht,
weil es nicht mehr zu starten geht,
denn Autos, die ins Rosten kamen,
die sprengen meinen Kostenrahmen.
 

      Der Raucher

Egal, ob gut, ob schlecht geraucht,
der Raucher fühlt sich recht geschlaucht.
Den Qualm zieht in den Bauch er rein
und kriegt davon ein Raucherbein.
 

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Kurzgeschütteltes


        In der Kürze

Selbst wenn die ganze Menge lacht,
beim Reim es nicht die Länge macht.
Das meint nur ein schlichter Denker.
Selten macht ein Dichter Schlenker.
Es kam nicht aus dem Furzkasten,
wenn Dichter sich mal kurz fassten.
 

Bald wären
Waldbären
in Halle
hin alle.
 

Wer ischt
erwischt?
Renate?
Nee, rate!
 

Acht Mark
macht arg.
Achtzig Mark
macht sich arg.
 

Hasenleute
lasen heute
zwei Bibeln
bei Zwiebeln.
 

Mutti frisst
Fruttimist.
Ihr schmecken
Schmierecken.
 

Rinder kennen
Rinderkutschen.
Kinder rennen,
Kinder rutschen.
 

Aufseher,
lauf sicher!
Hier bummeln
Bierhummeln.
Sauf eher,
Sauf Licher!
 

        Volksfest

Heute laufen
Reiterhaufen,
heiter raufen
Leutehaufen.

Vier schminken
Werner Finken,
ferner winken
Schmierfinken.

Witze speisen
spitze Weisen,
Sprüche fließen.

Wach kreisen
Krachweisen.
Flüche sprießen!
 

       Bierernst

Bier fanden
vier Banden.
Bier halten
hier Balten.
Bier galt
Gier bald.
Bauern um Trier
trauern um Bier.

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Gespaltene Schüttelreime

 

Tierisches

Die Bären finden 
die Waben richtig 
mit Möwenlist. 

Wir hören lieber Bachen, 
wenn die Ratte weicht. 
Fasst doch den Luchs! 

Das Geschrei erweckt 
bei dem nur Tiere, 
wo welche eilen. 

Die Wangen schlagen 
froh scheue Nerze, 
die Kinder retten. 

Alle Tresen winken, 
bis die Wesen tranken, 
und dann hält der Bund. 

 

Vergnügen

Die Fähren binden 
die Raben wichtig 
mit Löwenmist. 

Wir hören Biber lachen, 
wenn die Watte reicht. 
Lasst doch den Fuchs! 

Das Geweih erschreckt 
bei dem Turniere,
wo Elche weilen. 

Die Schlangen wagen 
froh neue Scherze, 
die Rinder ketten.

Alle Wesen trinken, 
bis die Tresen wanken, 
und dann bellt der Hund. 
 


 
 
 

           Mönche

         Zecher

Sie lieben diesen Trauersang 
und sind von diesem Sang betroffen. 
Schon singen sie mit reinem Klang. 
Ihr Seelenheil, das bleibt ihr Hoffen.

Sie lieben diesen Sauertrank 
und sind von diesem Trank besoffen. 
Schon singen sie mit kleinem Rang. 
Ihr Seelenheil, das bleibt hier offen.


 
 

               Modern 1

Es ist modern, sich treu zu nennen. 
Untreue führt zu schlechter Reue, 
denn nur nach solchen Pegeln rennen, 
auch schon bei seichten Flegeln pennen, 
das macht wohl sicher nicht die Schläue. 
 

               Modern 2

Es ist modern, sich neu zu trennen. 
Untreue führt zu rechter Schläue, 
denn nur nach solchen Regeln pennen, 
auch schon bei seichten Pegeln flennen, 
das macht wohl sicher schlicht die Neue. 
 


 
 

        Sagenhaft

Hört, wie von fern die alten Sagen klingen, 
wie Ritter treu im Kampf die Reiche schaffen, 
auch Frauen wutentbrannt mit Guten ringen, 
und Siegesruhm liegt nicht nur bei den Waffen. 

Seht, wie die Damen hübsch beim Reigen gingen, 
doch fröhlich tanzend auch die Gatten raffen. 
Die Männer unterdessen Sachsen fingen, 
der Böse, lauernd, will manch äffisch’ Pfaffen. 

Die Bettler, die am Wasser Stecken banden, 
mit ihren krummen Stecken heiter winken, 
wenn spät zum Gasthof hin die Lichter riefen. 

Die Mägde hurtig ihre Besen wanden, 
verstohlen manche kecken Weiber trinken 
am Abend, wenn die letzten Lampen schliefen. 
 

       Hagensaft

Hört, wie von fern die Alten klagen, singen, 
wie Ritter treu im Kampf die Scheiche raffen, 
auch Frauen wutentbrannt mit Ruten gingen, 
und Siegesruhm wiegt nicht nur bei den Laffen. 

Seht, wie die Damen hübsch beim Geigen ringen, 
doch fröhlich tanzend auch die Ratten gaffen. 
Die Männer unterdessen Faxen singen, 
der Böse, lauernd, will manch pfäffisch’ Affen. 

Die Bettler, die am Wasserbecken standen, 
mit ihren krummen Stecken weiter hinken, 
wenn spät zum Gasthof hin die Richter liefen. 

Die Mägde hurtig ihre Wesen banden, 
verstohlen manche kecken Treiber winken 
am Abend, wenn die letzten Schlampen liefen.
 

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Grabsprüche
 

     Grabspruch für Timo

Hier ruht in Frieden Timo Lot,
er soff sich nicht an Limo tot.
Ertönt die Friedhofsbimmel hier,
dann säuft er noch im Himmel Bier.
 
 

       Für einen Schluckspecht

Hier ruht in Frieden Malte Haas,
dem Freunde rieten: „Halte Maß!“
Doch er stets nur zu kaufen sann,
was er gleich wieder saufen kann,
trank schon zum Frühstück immer Wein,
dann ging er mit Gewimmer ein.
 
 

       Für einen Besen

Sie war von gutem Wesen bar,
auf Erden sie ein Besen war,
war mit sich selbst im Reinen kaum,
doch fegte sie fast keinen Raum.

Ein Freund jedoch den Fimmel hegt,
dass sie nun durch den Himmel fegt,
und hofft sogar, es fällt ‘n Segen
auf Leute, welche selten fegen.
 

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Parodien und Travestien
 

(frei nach Christian Morgenstern)
Rasen lass die Moleküle,
wie sie auch zusammenstoßen!
Schüttlerhirn entstammen Soßen,
fließend bis zur Kohlemühle.
 

        Schüttelberg
frei nach Christian Morgenstern

Blödem Volk nur roh begreiflich,
Reime gieß wie Zinn als Spiel,
schüttel auch das Grobe reiflich,
siehst du dies’ Gespinn als Ziel.

Magst es nennen Dichterlaunen.
Sieh nicht nur das Leben ernst:
Schweb’ inmitten lichter Daunen,
wenn du Schütteln eben lernst!
 

        Der Zwölf-Elf
frei nach Christian Morgenstern

Der Zwölf-Elf hebt die linke Hand:
Da schlägt es zwölf im Hinkeland.

Es lauscht der Teich dem hohlen Mund.
Ganz leise heult der Molenhund.

Die Dommel reckt sich meist im Rohr.
Der Moosfrosch aber reist im Moor.

Der Schneck horcht auf im Modenhaus;
desgleichen auch die Hodenmaus.

Das Irrlicht ist auf Rast geeicht,
ein Baum hat ihm den Ast gereicht.

Sophie, die hat ein Rehgesicht:
Das Mondschaf geht zum Seegericht.

Die Galgenbrüder kühlt ein Wind.
In seinen Kissen wühlt ein Kind.

Zwei Maulwürf küssen stündlich, seht‘s,
vor der Vermählung sündlich stets.

Hingegen tief im Baltenwald
ein Nachtmahr die Gewalten ballt.

Dieweil ein später Wand’rer eilt.
Bei seiner Frau ein and’rer weilt.

Der Rabe Ralf rief deftig: »Kra!
Das Ende ist gleich kräftig da!«

Der Zwölf-Elf senkt die linke Hand:
Und wieder schläft das Hinkeland.
 

        Das Mondschaf
(frei nach Christian Morgenstern)

Das Mondschaf auf der schiefen Tour,
es haart und harrt der tiefen Schur.
    Das Mondschaf.

Das Mondschaf isst seit Wochen Kohl,
doch sollte es ihn kochen wohl.
    Das Mondschaf.

Das Mondschaf im Gesichtertraum
hält sich für einen Trichtersaum.
    Das Mondschaf.

Das Mondschaf litt am Morgen sehr.
Nur tot hätt‘s keine Sorgen mehr.
    Das Mondschaf.
 

        Das Mondschaf
frei nach Christian Morgenstern

Das Mondschaf hat „gut’ Nacht!“ gesagt,
d.h., es wurde sacht genagt
von seinem hehren Denker.
Der übergibt zur Stunde sich,
ihm fehlt halt der gesunde Stich,
der Welt und deren Henker.
 
 
 

   Die Trichter
(frei nach Christian Morgenstern)

Zwei Trichter mit verengtem Rohr, 
die wandeln mit verrenktem Ohr, 
da fließt aus mancher 
Wund’ so Eiter 
auf   ihren 
Waldweg 
u.s. 
w.

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Limericks

        Nur Theater

Es spielt eine Dralle in Kamen
Theater mit Kalle in Dramen.
   Die Dralle liebt Kai,
   der Kalle liebt drei,
doch haut er die Kralle in Damen.
 

        Kein schöner Anblick

Ein Mädchen am Rheine zu Bingen,
das formte die Beine zu Ringen.
   Wie schrie da der Veit,
   wie’n Vieh da der schreit,
um um dann die eine zu bringen.
 

        Verkalkuliert

Dem Ringer am Rhein zu Bingen,
dem scheint es nichts einzubringen,
   wie’n Krieger mit Saft
   als Sieger mit Kraft
und Ringen am Bein zu ringen.
 

       Der Fall des Schreiers

Ein Schreiergeist in Bitterfeld
– als Bayergeist in Schritt er fällt –,
  aus hässlichem Grund
  beim grässlichen Hund,
der Schreier beißt, in Gitter fällt.
 

       Sehr witzig

Der Hein trinkt in Itzehoe Wein,
gleich stellt sich die Hitze wo ein.
  ‘nen Witz macht er listig,
  darauf lacht er mistig.
So lass doch die Witze, o Hein!
 

       Putzstelle

Ständig zischt eine Dame aus Zwischenahn
zu der polnischen Putzfrau: „Du wischen Zahn!“
  Nun, inzwischen dann war
  sie ihn wischen dann zwar,
doch die Dame bleibt weiter im Zischenwahn.
 

       Gewissensfrage

Es fragt eine Frau aus Bad Schussenried:
„Was putz’ ich in Overath Bussenschiet?
  Kaum Geld bringt der Russenschiet,
  ob ich wohl in Schussenried
mich selber, mir nicht zum Schad’, Russen biet’?“
 

        Auswirkungen der Wirtschaftskrise

Es meinte mein Käthchen zu Füssen,
doch tragen kein Fädchen zu müssen.
    Beim Weg zu dem Brautgemach
    es mir an der Maut gebrach,
um dieses fein’ Mädchen zu küssen.
 

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Sonette

        Der arme Leinenweber

Man webt im Dorfe, wo ich wohne, Leinen.
Im Keller muss ich ganz alleine wohnen.
Ein starker Rausch muss sich beim Weine lohnen.
Ich muss – was bleibt mir schon vom Lohne – weinen.

Kein Sonnenlicht kann, wo ich wohne, scheinen,
so kann ich nur beim Kerzenscheine wohnen,
kann mich beim letzten Schluck vom Weine schonen
und muss schon, während ich mich schone, weinen.

Es heißt das Motto heute: „Schone Leinen!“
Kein Glück kann mir bei meinem Lohne scheinen.
Wer kauft denn schon von seinem Lohne Leinen?

Die Arbeit kann sich nur zum Scheine lohnen,
ich kann mich eben nicht alleine schonen.
Die Sonne soll, wenn ich mich schone, scheinen!
 

        Das letzte Stündlein

Wenn du bereits zu lang’ auf Erden weilst,
dann soll dich nicht mehr Lebensgier erheben.
Da du zu Erde selbst zu werden eilst,
musst du dich deinem Schicksal hier ergeben.

Weil du an manchem Übel krankst – und alt
geworden konntest du die Gicht erleben –,
packt dich allmählich Todesangst und krallt.
Das Leben kann dir nicht mehr Lichter geben.

Der Sensenmann dich über eine Schwelle hebt.
Was kann dich noch, du schwacher Greiser, laben,
wenn bald dein Geist ins Licht, ins helle, schwebt?
Die Totengräber drum nicht leiser graben.

Das Leben gab dir manchen herben Stoff,
nun auf ein Leben nach dem Sterben hoff’!
 

       Schüttelreimers Nachtgedanken

Wenn Lieb’ und Eifer du dem Dichten schenkst,
wirst du zuerst wohl eine Weile zagen,
bis du berückt in and’ren Schichten denkst,
und dann voll Mut die erste Zeile wagen.

An Wörtern, Silben, Enden hart zu knobeln,
mit Reimen wie mit zähem Schleim zu ringen,
den Rhythmus glätten, was da knarrt, zu hobeln,
das musst du, um den Schüttelreim zu schlingen.

Regt sich der Geist, dann sprüht der Sinn, der wache.
Was du bisher als kleiner Wicht erdacht,
erschließt sich dann als der Gewinn der Sache,
wenn ein geschütteltes Gedicht erwacht.

Und wenn du solches kannst, du weißt es, gelten
für dich in Zukunft and’re Geisteswelten.
 

        Vom Schüttelreimen

Zum Schüttelreimen kann verleiten sehr,
sofern ich richtig die Geschichten deute,
ein großes Heft, in dem die Seiten leer,
den Dichter, der sich nicht vorm Dichten scheute.

Dann wird nicht lang’ nach einem Wisch gefragt,
es heißt: nun gleich ans Werk, eh man gelacht!
Die erste Zeile wird gleich frisch gewagt,
und auch die zweite wird noch mit Elan gemacht.

Der Dichter wird dadurch zumeist begeistert,
und wenn er die Geschichten recht bedenkt
und auch den Rest mit seinem Geist bemeistert,
hat er uns mit Gedichten recht beschenkt.

Doch solches Werk wird nur begonnen selten
von Dichtern, die als zu besonnen gelten.
 

Wort zum Gedicht, dort zum Gewicht

Auch wenn des Dichters Lieder durch die Lande rauschen,
so wie ein Lied aus ferner, alter Sage klang,
die Leute solchen Künsten nur am Rande lauschen,
selbst ein Baron hasst schon den alten Klagesang.

Soll man nicht mehr von großen alten Dramen singen,
was soll dann wohl ein Dichter heut’, ein neuer, tun?
Wie kann ins Herz, ins Hirn, ein neuer Samen dringen?
Da ist ein Rat, ein guter, schon recht teuer nun.

Ein Schüttelreimer strebt, noch nicht im Geist verdrossen,
danach, recht viele Verse heiter schon zu rütteln.
Die Schüttelreime werden jetzt ganz dreist vergossen,
und schon beginnt sich lachend der Baron zu schütteln.

Den wack’ren Dichter ich nicht als verloren achte,
der schüttelreimend über beide Ohren lachte.
 

        Schüttelreimers Krise

Bekommen Dichter die Gedankenkrise,
erfordert es schon eine Riesenkraft
– denn schnell ermatten und erkranken diese –,
dass sich ein Dichter aus den Krisen rafft.

Der Dichter erst noch eine Weile zittert,
doch den Gedanken muss er wecken, still,
dass er alsbald die erste Zeile wittert,
bevor sich wieder der verstecken will.

Gedanken, die auf diese Weise kranken,
von denen auch nicht wirklich jeder fetzt,
erst eine Weile noch im Kreise wanken,
doch dann entströmen sie der Feder jetzt.

Wenn auch der Dichter eine Weile irrt,
schon bald das neue Werk in Eile wird.
 

        Holunderstrauß

Im Frühling treibt auch der Holunder neue Blätter,
im Sommer süßer Duft aus dem Holunder weicht.
Statt tristem Grau find’ ich des Himmels Bläue netter,
ums Herz wird‘s mir auf einmal warm und wunderleicht.

So halte ich den duftenden Holunder wert,
ein Vogel singt auf seine eig’ne Weise Lieder.
Die ganze Welt mich wieder neue Wunder lehrt,
der liebliche Gesang klingt in mir leise wider.

In meine Nase ist ein süßer Duft gelangt,
und das des üppig blühenden Holunders wegen.
Das habe ich der milden Sommerluft gedankt,
die Schwermut wird sich nun aufgrund des Wunders legen.

Zum Wandern ich die Füße gleich nach draußen streck’ –
und trete bald schon in den ersten Straußendreck.
 

       Rückblick

Ich lebte gern und froh in meinem wachen Leben,
viel Spaß und Torheit ich hier unter Scherzen machte,
vernahm die Stimme nicht, dass ich der Schmerzen achte,
und wollte zarte Bande unter Lachen weben.

Ich wollte Freude, Glück und noch mehr Liebe geben,
bei meiner Liebsten selig ich noch eben wachte,
bedenkend nicht, dass ich des Schicksals Weben achte,
und ließ mich stets von neuer Energie beleben.

Nun schwindet hin, worüber ich noch eben lachte,
es hat – nicht Gold war alles – auch der Glanz gestaubt,
und denke noch, bevor ich bald verhalten ende,

gern an die Menschen, die ich hier im Leben achte,
hab’ stets an eine höhere Instanz geglaubt
und falte leis’ und friedlich nun die alten Hände.
 

        An den Herbst

Bald kannst du dich in voller Pracht entfalten, Herbst,
doch jetzt wird noch des Sommers frohes Lied gesungen.
Selbst wenn die ersten Blätter du bereits verhalten färbst,
ist dir noch nicht die Herrschaft, wie man sieht, gelungen.

Auch wenn noch niemand dir zum Lob und Preise lacht,
des Sommers grüne Töne schließlich leicht verblassen.
Alsdann entfaltest du der Farben leise Pracht,
und nur ein alter Rabenknochen bleicht verlassen.

Schnell frech und bunt du nun aus der Palette kleckst
und malst mit Wolken droben graue Schimmelhäute,
mit Regengüssen du an Gras und Klette leckst
und treibst die Wolken, als ob sie der Himmel scheute.

Jetzt bist du da, jetzt weht nicht mehr der linde West,
du lässt die Winde fahren, wie man Winde lässt!
 

            Weihnachtssonett

Zum Brunnen treibt ein junger Hirt’ die Herde eben,
und schon begibt es sich in der Kometennacht,
dass Blicke aufwärts sich von dieser Erde heben,
doch denkt der Hirte nur, wie er Moneten macht.

Vom Himmel schwebt herab nun eine Lichtgestalt.
Der Hirte drückt mit Kraft der Pumpe Schwengel eben,
hat, weil ihm helles Licht ins Auge sticht, gelallt:
„Ich glaub’, ich sehe jetzt schon einen Engel schweben!“

Der Engel spricht: „Die Schritte gleich nach Osten kehr,
ein kleines Kind dort frierend in der Krippe liegt,
auch hast du fürs Geschenk, ein Fell, kaum Kosten. Er,
der Kleine, fast schon eine blaue Lippe kriegt.“

Der Hirte aber treibt nur stur sein Vieh gen Westen.
Er macht sich eben leider nichts aus Wiegenfesten.
 

       Teufelstrillersonaten-Sonett

Die Geigentriller der Tartini mag
– ein gutes Fläschchen Wein noch will er trinken,
besonders gerne am Martinitag –
und hofft, dass ihm dann schönste Triller winken.

Und wie er weiter still und stiller trinkt,
ihn bald ein fieser kleiner Teufel höhnt,
steht frech vor ihm, spielt Geigentriller, stinkt
und äfft – von Noten erst ein Häufel tönt.

Er kann sich selbst nun nicht mehr stiller trauen
und muss, auch wenn er‘s nicht mehr will, ertragen,
dass sich in ihm nun tausend Triller stauen –
da muss er auch die Teufelstriller wagen!

Man sagt: „Es machte wohl sein schriller Trieb,
dass er so viele schwere Triller schrieb.“
 

        Draculas Heimkehr

Der kalte Regenguss auf allen Wegen rinnt,
die Nacht ist windig, kühl und finster, Sterne fehlen.
Die Kutsche rattert einsam fort durch Regen, Wind
und will sich mit dem Fahrgast in die Ferne stehlen.

Im ersten fahlen Morgenlicht aufragt das Schloss,
an dessen Zinnen noch die Nebelfetzen hingen.
Der Fahrast herrscht den Kutscher an: „Auf, schlagt das Ross!“
Dem ist‘s, als ob ihn Geister an zu hetzen fingen.

Bald scheint ins Fenster hell das Licht der Sonnen rein,
dann kommt in Nöte Dracula, der Arge, sehr.
Er hetzt zum Schloss und muss dem Licht entronnen sein,
doch dann schläft fest und friedlich ein im Sarge er.

Nun geht es heim, noch einmal flucht der Kutscher laut,
danach zufrieden er an seinem Lutscher kaut.
 

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Haikus und Senryus
 

    Die Schleifer achten!
Nie Fisch der Schlei verachten!
    Mit Eifer schlachten!
 

    Beim Spiel der Färber
von Himmel fiel der Sperber,
    der Spielverderber!
 

    Ein Ei verschlinge!
Das Band um Schleifer, Inge,
    mit Eifer schlinge!
 

    Man sah eins am Strand:
Den Pegel des Rheins am Stand
    eines Steins am Rand.
 

    Die Gewalten, Kind,
musst du klug verwalten, Kind,
    auch im kalten Wind.
 

    Der Verwalter irrt:
Nie hat sich Walter verirrt!
    Das Alter verwirrt.
 

    Spuren der Taten
allenfalls gefallen als
    Touren der Spaten.
 

    Bei der Länge Drei
halfen trotz der Drängelei
    gleich der Engel drei.
 

    Wer im Haarkleid wagt,
dass er über Wahrheit klagt,
    der die Klarheit wagt.
 

    Bei der Weide hallt:
Dort liegen im Heidewald
    Eingeweide halt.
 

    Auf einer Sandbank
sie am laufenden Band sang.
    Ich ganz gebannt sank.
 

    „Dieser Bürobau“,
sagt der alternde Beau rau,
    „ist noch im Rohbau.“
 

     Beim Winterzauber
– Eis, Schnee, der Wind, der Zauber –
       gewinnt der Zauber.
 

    Weil ich Tee gern seh’,
trinke ich am See gern Tee
    wie am Tegernsee.
 

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Klapphornverse

Zwei Knaben hatten einen Stich,
man rief: „Gleich werf’ mit Steinen ich!“
Danach kam‘s bei den Bolzhügeln
zur Prügelei mit Holzbügeln.
 

Zwei Knaben sind auf Weine scharf,
der eine große Scheine warf.
Der and‘re von den Lasterknaben
will sich auch noch an Knaster laben.
 

Zwei Knaben sitzen in der Wanne,
bald sind sie ein Gewinn der Anne.
Sie setzt sich einfach mittendrein
und sagt: „Ihr seid am Dritten mein!“
 

Zwei Knaben, die mit Sekt gerungen,
die haben sehr direkt gesungen.
Sie brauchen wohl dies Mittel drum,
doch reicht nicht auch ein Drittel Mumm?
 

Zwei Knaben, die mit Werten handeln,
die wollten einst nach Herten wandeln,
und bald, an des Gefährten Hand,
man so den Weg nach Herten fand.
 

Zwei Knaben haben roh geklungen,
als sie auf einem Klo gerungen.
Der eine war in steter Pein,
der andere hieß Peter Stein.
 

Zwei Knaben, die gut segeln konnten,
sich gerne vor dem Kegeln sonnten,
die fuhren nach dem Tennis Boot.
Da sprach der eine: „Ben is tot.“
 

Zwei Knaben ritten durch das Moor,
der eine mitten durch das Rohr.
Der and’re jedoch das Rohr mied,
weil dies ihm ein kluger Mohr riet.
 

Zwei Knaben, nicht im Glauben reich,
beschließen: „Ja, wir rauben gleich!“
Zwar bei dem einen tickt ein Zweifel,
jedoch den andern zwickt ein Teifel.
 

Zwei Knaben aßen Nackenbraten,
als plötzlich zwei Schabracken nahten.
Sie schauten den Schabracken nach,
der eine sich den Nacken brach.
 

Zwei Knaben in der Residenz:
der eine ging zu Daisy Renz
und trank dort Wein aus Tetra-Pack.
Der and’re ging zu Petra Tack.
 

Zwei Knaben einen Hund nicht malten.
Der eine konnt’ den Mund nicht halten,
der andere das Wasser nicht,
drum ist er jetzt ein nasser Wicht.
 

Zwei Knaben sind in Betten hier,
der eine wünscht, er hätt ‘n Bier.
Der and’re hat sich laut gebrüstet,
dass ihn nach einer Braut gelüstet.
 

Zwei Knaben sind auf einer Fahrt,
doch die ist nicht von feiner Art,
denn als man in die Bar einkehrt,
da küsst schon den Vikar ein Bert.
 

Zwei Knaben sich die Wampen schlagen,
sie wollen es mit Schlampen wagen.
Doch liegt man in den Kissen wann,
schon zwicken das Gewissen kann.
 

Zwei Knaben sind zum Zaune gelangt,
dort haben sie aus Laune gezankt
und malten auf des Zaunes Brett
mit grünem Stift ein braunes Z.
 

Zwei Knaben in dem Schlitzkragen
sich um ein Stück Lakritz schlagen.
Zu schwach war aber Fritz, der krank,
da kriegte den Lakritz der Frank.
 

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Distichen

        Der Laiendichter

Mutig begann er das Werk zwar, obwohl er beim Dichten ein Zwerg war.
Menschen, nur schwächelnd belehrt, haben sich lächelnd beschwert.
 

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Quadrupelverse
 

        Der Melancholiker

Bereits nach einer Flasche Wein er fühlt,
wie sehr mit Inbrunst und Gefühl er weint,
worauf in dem Gemüt nun fein er wühlt.
Wem wäre wohl bei dem Gewühl er Feind?
 

        Biografie

An seinem letzten Buch der Ahne feilte,
vom Denken auf der Stirne eine Falte,
und eine Fahne hat der feine Alte,
obwohl er früher nie zur Fahne eilte.
 

       Frauen unter sich

Wenn Lora kommt, kauft Mira Lost
sogleich für manche Lira Most.
Dann redet sie mit Lora Mist.
Betroffen hört‘s der Moralist.
 

      Aus den Augen

Dieweil ich an der Saar da geh’,
fährt Gaby schon zum Gardasee.
Zwar liebte ich noch sehr da Ga-
by, bis ich schließlich Gerda sah.
 

       Müder Chinese

Als müde er am Wege ruht,
gerät Herr Wu in rege Wut.
Ein Wind hat bei der Ruh’ geweht,
weshalb in Wut Herr Wu gerät.
 

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Oktupelverse
 

   Niedrigwasser

Wenn Wasser aus der Saale weicht,
dann wird es auch für Wale seicht.
Ein Fischer eine Weile sacht
per Angel, Netz und Seile wacht.
Und wie er an der Saale wacht,
verdrücken sich die Wale sacht.
Im Wasser, eine Weile seicht,
ein jeder Fisch dem Seile weicht.
 

        Kotzbrocken

Soll man, was uns die Hessen geben,
so einfach ins Vergessen heben?
Nach dem Verzehr der Hessengaben
sie einen in den Gassen heben,
und bald in ihrem Hassen geben
sie ab, was sie gegessen haben.
Was sie in ihrem Hassen gaben,
zum Angedenk’ die Gassen haben.
 

  Inselpflege

Ein Bauer sich beim Pflügen regt,
dass er die Insel Rügen pflegt.
Ein and’rer, der bei Regen pflügt,
des ersten Bauern Pflegen rügt.
Der Bauer, der das Pflügen rügt,
doch selbst trotz mancher Rügen pflügt.
Wenn man sich bei dem Regen pflegt,
wer weiß, was sich beim Pflegen regt?
 

        Zwangsernährung

Was ihn in diesen Gassen hält?
Ein Ruf ist‘s, der dem Hessen galt,
ein Ruf, der voller Hassen gellt:
„Dies Essen wird gegessen halt!“

Der Ruf noch durch die Gassen hallt.
Bist du‘s, dem dieses Hassen galt?
Nun heißt es: Aufgegessen, Held!
Die Zeche zahl mit Hessengeld.
 

       Nicht ganz trinkfest

Die Frau, die in der Mitte saß
und uns nach ihrer Sitte maß,
als hier sie auf der Matte saß,
trank doch mit uns manch satte Maß.
Bald fanden wir die Satte mies,
denn schon spie auf die Matte sie ‘s.
Auch spuckte in die Mitte sie ‘s.
Wir fanden diese Sitte mies.
 

        Weinprobe

Zuerst stellt man sich eine Weile an,
und jeder fragt in großer Eile: „Wann
bekommen wir denn endlich alle Wein?“
Allmählich stellen sich Krawalle ein.

So steht man harrend bei dem Walle an,
und ungeduldig murren alle: „Wann?“
Dann endlich schenkt man aus in Eile Wein,
und Ruhe kehrt für eine Weile ein.
 

        Elise

Ein Bett war uns der lose Kies,
wo ich nicht vom Gekose ließ,
und wenn ich mit Elise kos’,
dann ist was auf dem Kiese los.
Wie ich mit ihr dann lose kos’,
geht mehr bald als Gekose los.
Zuerst doch will Elise Kies!
Den Kies ich auf dem Kiese ließ.
 

       Brunos Abschied

Ich lebte einst in einer heilen Bärenwelt
in einem weiten, wunderbaren Wald.
Die Hunde ließ man auch gewähren. „Bellt
ein Hund?“ Ach nein, fort alle waren bald.

Nun wird es wieder still im Bärenwald.
Vorbei ist‘s mit der wunderbaren Welt!
Man ließ mich Frechen nicht gewähren. Bald
so mancher Hund um and’re Waren bellt.
 

        Herr Watter und der Spuk

Das Blut vor Entsetzen Herrn Watter gerinnt,
erscheint ihm der Spuk in dem Rittergewand.
Der kommt meist erst recht bei Gewitter gerannt,
das Schaurige durch sein Geratter gewinnt.

Bevor ihm das Blut beim Gewitter gerinnt,
voll Panik ist fort der Herr Watter gerannt.
Der Geist zieht nun aus gleich das Rattergewand,
er Watters Gemahlin als Ritter gewinnt.

 

       Kinderspiele

Es gab in allen Phasen Rangen,
die spielten auf dem Rasen Fangen.
Nun wollten diese fiesen Rangen
mit Ringen sogar Riesen fangen.

Als sie dann an zu rasen fingen,
tat man in allen Phasen ringen,
und schließlich, mit den fiesen Ringen,
gelang es, dass sie Riesen fingen.
 
 

       Frau Wiebe

Ein Jüngling klagt dem Weibe leis’:
„Ich nichts von deinem Leibe weiß.“
Da flüstert die Frau Wiebe leis’:
„Ob ich wohl was von Liebe weiß?“
Nun er nicht von dem Weibe ließ
und sie ihn nicht vom Leibe wies,
ihn an sich ran Frau Wiebe ließ
und ihm den Weg zur Liebe wies.
 
 

 Frühlingserwachen

Ich will mich der Gerlinde wegen,
wenn sich des Winters Winde legen
– es muss wohl an der Wende liegen –,
ganz zart an ihrer Lende wiegen.

Wenn wir bei lauem Winde liegen,
wie gern will ich Gerlinde wiegen!
Wir keinen Wert auf Wände legen,
der Blumen im Gelände wegen.

Wenn wir der sanften Winde wegen
uns unter eine Linde legen
und uns bei jeder Wende wiegen,
lässt sich‘s in dem Gelände liegen.

Wie schön wir uns im Winde wiegen,
wenn wir bei dieser Linde liegen!
Wir werden uns, der Wende wegen,
noch öfter ins Gelände legen.
 

   Südländische Romanze

Am Tisch so ganz alleine aß
der junge Katalane Eis.
Da brachte seine Ahne leis’
ein Buch, das dann der Eine las.
Das Eis der Katalane aß.
So aß er zwar alleine Eis,
doch dacht’ er an die Eine leis’,
als er im Buch der Ahne las.

Am Nachbartisch alleine saß
bei Kaffee und bei Sahne leis’
die Seine. Auch die Seine las
und merkt’, der Katalane sei‘s,
der drüben bei der Sahne las.
Sie winkte ihm alleine: „Sei‘s!“,
und sieh’, der Katalane sah‘s.
Da lächelte die Seine leis’.
 

        Badenwein

Der Eduard beim Weine sann:
„Was kann denn schlimm am Weine sein?“
Er wartet auf die Seine. Wann
genießt mit ihm die Seine Wein?

Bald trinkt er mit Susanne Wein,
die auf ein Bad der Wanne sann.
„Ich werd’ gleich in der Wanne sein,
wann kommst du,“ rief Susanne „wann?“
 

      Krisenzeiten

Es denkt so mancher miese Christ
nur an die Wirtschaftskrise meist.
Er schimpft die ganze Krise Mist,
sein Sinn nur um das Miese kreist.

Sieh nur das Bild der Meise, Christ!
Sie zieht gar weite Kreise meist:
Wie weit sie ihre Kreise misst,
wenn frei darin die Meise kreist!

Und darum sagt der weise Christ:
„Der Geist auf gleiche Weise kreist.
Das Leben geht im Kreise, wisst,
und uns der Herr die Kreise weist.

Der Herr in dieser Krise, wisst“ –
die Meise auf der Wiese kreist –,
„uns auf der Lebenswiese, Christ,
den Weg aus dieser Krise weist.“
 

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Balladen

       Brief eines Gefangenen

Mein Geist sich in Bedrängnis fängt,
da man mich ins Gefängnis drängt.
Ich spür’ schon der Gesellen Groll,
der mir den Mut vergrellen soll.

Zum Hohne singen Wachen Lieder.
Sie scherzen und sie lachen wieder,
denn unvermittelt Lieder wichen
den Zoten, diesen widerlichen.

Noch hab’ ich meinen hellen Geist,
den man nun zu vergällen heißt.
Kein Ohr dem Widersacher weih’n,
das heißt, ich muss stets wacher sein.

Nichts kann in finst’ren Kerkerstätten
den Geist der Freiheit stärker ketten
als diese dicken Kerkersteine.
Es fanden sich wohl stärker keine.

Zur Ruh’ lädt nur das harte Bett.
Ob Läuse ich im Barte hätt’?
Lieg’ ich auf diesem rauen Linnen,
die Tränen mir, die lauen, rinnen.

So kann es mich nur lauer trösten,
dass Tränen sich der Trauer lösten.
Doch in mir noch ein Wille steckt,
der Hoffnung in der Stille weckt.

Mein Haar ward im Verliese weiß.
Ich träum’ von grüner Wiese leis’,
dort läge ich in Wonne so!  –
Wo ist die helle Sonne, wo?

Warum ist mein Verlies so grau,
warum ist nur der Grieß so lau?
Ich starre stur die Wände an.
Wann kommt für mich das Ende, wann?

Hört man ein Schippen und Verkarren,
wird man mich kippen und verscharren?
Bald werden meine Hände alt,
vielleicht kommt dann das Ende halt.

Und wenn dereinst mein Geist verweht,
das Leben, wie du weißt, vergeht.
Nie legt man mich aufs weiche Leinen.
Wer wird bei dieser Leiche weinen?

Mein letzter Aufschrei nähre wieder
den Aufruf: Die Gewehre nieder!
Denn Waffen nur entschieden freuen
Despoten, die den Frieden scheuen.

Soll ich den Stein im Erker kerben?
Wer wird nach mir den Kerker erben?
Soll ich den Stein noch stärker kerben?
Werd’ ich in diesem Kerker sterben?

Kein Schwein mich an der Stelle hört,
wo kaum des Tages Helle stört.
Stets wird mir das Gemäuer trister.
Es grüßt euch
                           Euer treuer Mister
 

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Rubayat
 

       Alles in Butter

Ich muss mir noch ein Buttermesser borgen.
Soll ich‘s bei meiner Mutter besser borgen?
Und habe ich kein Buttermesser heute,
dann ess’ ich meine Butter besser morgen.
 

        Raucher

Der Mief im Kettenraucherraum
stört Zigarettenraucher kaum.
Sie sterben bald an Lungenkrebs.
Die Ärzte retten Raucher kaum.
 

       Vom Rauchen

Es fördern die Verbände Rauch.
Man sagt, dies sei am Ende Brauch.
Doch ist das Rauchen ungesund,
und es entstehen Brände auch.
 

       Feierabend

Die Schneiderin von ihrem Faden lässt,
und sie verschließt die Tür vom Laden fest.
Beim Abendbrot sagt sie zu ihren Kindern:
„Dass ihr mir nicht zu viel vom Fladen esst!“
 

       Froschkonzert

Es unken die Unken bei Köthen im Rohr,
die grünlichen Frösche erröten im Chor.
Ein Wanderer, der dieses Liedchen vernimmt,
hat lang den Gesang von den Kröten im Ohr.
 

        Bücherwurm

Da liegen am Meere die Strände am Band,
ein Bücherwurm liest dicke Bände am Strand.
An einem der Strände ein Imbiss einst stand,
nicht merkte der Leser die Brände am Stand.
 

        Rundungen

Annette hat zwar Fett enorm,
doch sie erfüllt die fette Norm.
Auch wenn sie nicht besonders schlank ist,
liebt jeder ihre nette Form.
 

        Post Mortem

Ich hab’ in Büchern, wie ihr wisst, gelesen,
sein Leben sei voll Trug und List gewesen.
Nun ist er tot – die Presse schreibt,
er sei ein großer Moralist gewesen.
 

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Ein Mensch

        Geld

Ein Mensch fragt: „Ist das Geld so wichtig,
ist darum diese Welt so gichtig?“
Man sagt: „Die Energie der Welt
ist Geld und immer wieder Geld.“
 

        Ein Mensch macht Diät

Ein Mensch, nicht zum Verzicht geneigt,
hat leider Einsicht nicht gezeigt,
dass, drücken ihn die Lasten fest,
man viel Gewicht durch Fasten lässt.

Jedoch nach manchem schweren Gang
in ihm bald das Begehren schwang,
dass er hinweg die Lasten fegt
und mehr Gewicht aufs Fasten legt.

So spricht der einstmals wilde Mann:
„Im Alter wird man milde wann,
ich besser auf Verzicht geh’,
sonst schmerzt mich gleich mein Gichtzeh.“
 

        Ein Mensch versackt

Ein Mensch als ein Gesunder leckt
sehr gerne am Holundersekt,
danach trinkt er am Ende Wein,
das läutet dann die Wende ein:

Er hat wie ein Charmeur gekocht,
daneben auch Likör gemocht
und soff drei Flaschen Inselwein,
dann ging er mit Gewinsel ein.
 

       Namen

Ein Mensch fragt sich: „Wer kennt die Namen,
wer zählt sie auf, wer nennt, die kamen?“
Zum Schluss gesteht er: Nein, er kenne
die Namen nicht, die keiner nenne.
 

       Vereinsmensch

Ein Mensch hat nur das eine Leben
und ist nicht gern alleine eben.
Drum will er im Vereine leben –,
schon hängt er an der Leine eben.
 

       Verleihnix

Ein Mensch sieht es im Leben ein:
Man sollte nie was eben leih’n.
Wer andern seine Zange leiht,
vermisst sie dann für lange Zeit. *)

*)Eugen Roth
 

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Klecksographien
 

        Der siamesische Zwilling

Hier steht ein Zwerg, gekoppelt dann,
damit er sehen doppelt kann,
der Hals nach oben stumpf gereckt,
zwei  Köpfe auf den Rumpf gesteckt,
und wegen eines linken Winks
sieht man ihn rechts und winken links.
Stammt dies’ Geschöpf aus Siam? Nein,
es war in Wahrheit nie am Sein!
 
 
 


 

        Der Seidenmolch

Du musst, willst du die Lurche fangen,
recht tief in eine Furche langen
und scheiterst mit der rohen Hand
schon meistens an dem hohen Rand.
Fast hast du ihn, und doch der Lurch
entkommt, schlüpft durch ein Loch der durch,
und deshalb auch vermeiden solche
wie wir, zu fangen Seidenmolche.
Das hat sich auch der Lurch gedacht
und dabei zwischendurch gelacht.
 
 
 
 


 

       Mann mit Hut

Hier ist ein Mann mit Hut zugegen.
Den Hut, den gilt es gut zu hegen,
denn schließlich wird das gute Haar
geschützt von diesem Hute gar.

So schützt und ziert ein blauer Hut
den Mann mit seinem Hauerblut.
Ist er vielleicht Torero gar?
Frag’ nicht, sonst macht sich Gero rar.
 
 


 

        Gefahr aus der Steckdose

Die Stimme von dem Gecken schrillt,
weil es sich zu erschrecken gilt.
Ihn hat die Dose aufgeweckt,
er fasste, wo se aufgedeckt.

Man sieht es an der Pose dein,
dir macht der Strom der Dose Pein,
drum rate ich dir, Alter, schau‘s,
dass jemand mach’ den Schalter aus!
 
 


 

   Ganztags Tanz-Gags

Die Flügel mit Elan geschwungen,
ist schon so manchem Schwan gelungen.
Ein Kormoran, ein matter, flieht,
weil stets er solch Geflatter mied,
denn stellt sich Schwan zu Schwan zum Reigen,
bringt das den Kormoran zum Schweigen,
und so wird jeder Tanz gut,
den man mit Eleganz tut.
 
 


 

        Der Zauberer

Zu allen Jahreszeiten sauber
ich gleich nach allen Seiten zauber’,
um hier das Publikum zu ehren.
Dann gilt es, nicht mehr umzukehren.

Ich habe manchen Trick geschaut,
mir selbst auch jeden schick getraut,
und war der Trick zu seicht gelungen,
hab’ ich stattdessen leicht gesungen.

Es zählt zu meinen flachen Siegen,
seh’ ich danach die Sachen fliegen.
Doch auch, wo Zauberhasser walten,
kann ich mich über Wasser halten.

Denn gibt es nicht Dukaten mehr,
ich auf dann die Tomaten kehr’
und dann von diesem Raube zehr’.
So überlebt ein Zauberer.
 
 


 

        Elefanten

Es haben Elefantentiere
mitunter auch der Tanten viere.

Zwei von den Tanten heulen kalt:
„Wir schwingen uns’re Keulen halt!“,
und diese Elefantenwut
nicht gut den Anverwandten tut.

Zwei and’re Ele-Tanten lassen
ganz heil die so galanten Tassen.
Sie friedlich ihre Rüssel schlingen
und um des Friedens Schlüssel ringen.
 
 
 


 

         Die Sänger

Hier sieht man beim Gesang zwei,
als ob es gar ein Zwang sei.
Sie singen gern so laute Sachen,
worüber nur Versaute lachen.
 
 
 


 

        Die Zwerge

Dort droben auf dem Zwuckelberge,
da standen einst zwei Buckelzwerge,
die runter ihre Hosen ließen.
Weißt du, wie diese Losen hießen?

Man sieht zum Glück solch lose Haufen
recht selten ohne Hose laufen.
 
 
 


 

        Wer bin ich?

Wenn ich von meinem Hügel flatter’,
– mir steht wie Makramee der Flaus –,
dann rufen alle: „Flügel hat er!“.
Doch bin ich keine Fledermaus.
 
 


 

        Der Bock

Das ist nicht Tina Turner hier,
ihr seht hier nur ein Hörnertier,
Hier hat kein knapper Rock gebammelt,
nein, hier hat nur ein Bock gerammelt.
 

        Die zwölfte Elfe

Ganz ratlos steht die Elfe hier.
Sie fürchtet wohl die Wölfe zwar,
doch komm’ ich gleich und helfe ihr,
weil diese Elfe Zwölfe war.
 


 

        Baskenmasken

Es werden alle Basken mild
beim Anblick von dem Maskenbild,
und so gerät manch  Baskenmann
sogleich in einen Maskenbann.
Doch werden erst die Masken bunter,
so werden schon die Basken munter.
 
 


 

        Flattermänner

Was schleicht sich dort im Dunkeln fort,
mag es wohl eine Eule sein?
Zwei böse Augen funkeln dort,
man friert vor Schreck zur Säule ein.
Beim Anblick solcher Flattermänner
wird mancher Held ein matter Flenner.

 

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Verschiedenes


        Im Dampfbad

Er ging in den Raum mit den Schwaden, gewitzt,
und hat vom Kopf bis zu den Waden geschwitzt.
Doch mit der Zeit der Mann genau sah,
es sind auch Damen in der Sauna.
 

       Im Supermarkt

Steh’n an den Kassen lange Reihen,
und sind in voller Länge drei
der Schlangen da, gibt‘s Drängelei,
und manchmal gibt‘s auch Rangeleien.
 

        Hohlköpfe

Führt man ein Rohr ein,
direkt in das Ohr rein,
dann kommt das Rohr aus
dem anderen Ohr raus.
 

       Elfenzauber

Nachts tanzen um die Zieruhr Feen,
von Mitternacht bis vier Uhr zehn.
Doch sagst du nur ein Wort zu Feen,
beginnen sie gleich fortzuweh’n.
 

        Iwan der Schreckliche

Der Iwan mit dem fiesen Gang
ging abends auf Kirgisenfang,
und bald in allen Gassen fing
er ein, was nur zu fassen ging.
 

        Beim Bund

Der Offizier schätzt seine Litzen,
beim Bund er voller Ehre weilt,
und wenn er zum Gewehre eilt,
bald Frau und Kind alleine sitzen.
 

          Abendprogramm

Im Fernsehen lief ein schwacher Western,
dann Reich-Ranicki, Karasek.
Am Ende rief die Sarah keck:
„Nun werdet wieder wacher, Schwestern!“
 

        Fernsehen

Beim Fernseh’n sagte Gerti: „Wo
sieht man denn heute Vertigo?
Bevor ich vor dem Kitsch hock’,
schau’ ich doch lieber Hitchcock.“
 
 

       König von Flandern

Wie ist er mit ihr doch beim Wandern geflitzt!
Schon denkt er an „König von Flandern“ gewitzt.
Nach Augsburg vor Durst er beim Wandern floh.
wo ist denn der „König von Flandern“, wo?
Kaum sitzt er im „König von Flandern“, ach,
schon liegt sie mit einem andern flach.
 

        Kindergottesdienst

Die Kinder geh’n zur Kindermesse,
nicht freche nur, auch minder kesse.
Voll Güte diesen kleinen Rangen
der Herr in allen Lagen blieb.
Die Stimmen hell im Reinen klangen.
Da hat er alle Blagen lieb.
 

        Gastliche Herberge

Wo man hier ganz beschissen ruht
inmitten Dreck und Russenschiet,
dort fällt aus allen Rissen Schutt:
Im Grand Hotel von Schussenried.
 

        Der Stammgast

Früher nahm Herr Zeinzl immer
im Hotel ein Einzelzimmer.
Jetzt hat er ein Frettchen dabei.
Ist denn noch ein Bettchen da frei?
 

            Der Dichterfürst

Man weiß von dem Geheimen Rat,
dass stets er was zu reimen hatt’.
Manch’ Reime interessant, Kind,
sind, weil sie auch pikant sind.

Herr Goethe trank gerad’ seinen Leibwein,
da kam und sprach ein altes Weiblein:
„Was schreibst du denn für leichte Sachen,
worüber doch nur Seichte lachen?
Und auch ich selbst erröte gar!“
Zu Goethe sprach da Eckermann:
„Hör’ nicht dir das Gemecker an!“
Da machte sich der Goethe rar.
 

        Westöstlicher Diwan

Sitz’ ich auf dieser Chaiselongue,
was nützt es, dass ich lese, Chong?
Ich kann auf harten, linken Chaisen,
du siehst es, keine Schinken lesen.
Damit ich Wortkolonnen sichte,
ermangelt es an Sonnenlichte.
Das schummrige Chinesenlicht
hingegen taugt zum Lesen nicht.
 

        Die Uhr

Die Ellen sprach um sechs Uhr drei,
was das wohl für ‘ne Drecksuhr sei,
es zeige in der Nacht die Uhr
beständig doch halb acht die nur.
Da sagte ich ganz stur zu Ellen:
„Versuch doch mal, die Uhr zu stellen!“
 

       Vergängliche Pracht

Was konntest du einst wagen, Zar,
als Russland am Verzagen war!
In voller Pracht und Wagenzier,
so konntest du dich wiegen, Zar!
Nun staunen und verzagen wir,
weil alles voller Ziegen war!
Jetzt sehen nur die Ziegen wir:
Vergänglich ist die Wiegenzier.
 

       Gastarbeiter

Sie mussten schwere Latten heben,
und doch, die Menschen hatten Leben!
Solange sie Buletten haben,
sie gern sich in Manhattan laben.
Wie gern es die Mulatten haben,
wenn sie sich, wie sie‘s hatten, laben
und Bier zu den Buletten heben:
So lässt sich‘s in Manhattan leben!
 

         Mauerbau

Wir stehen an der Mauer beid’,
hier ich, dort meine Bauermaid.
Weil diese Mauer Mayer baut’,
verlangt jetzt dieser Bayer Maut.
Der Bayer, der die Mauer baut’,
erhebt als simpler Bauer Maut.
Drum meiden wir den Mayer beid
am besten jeden Bayer meid’!
Bald kam‘s, dass nach dem Bau der Mayer
sich fühlte schlecht und mau, der Bayer.
Doch gründlich mähte bei der Mauer
das hohe Gras im Mai der Bauer.
Schon reute ihn der Bau der Mauer,
drum fühlte sich auch mau der Bauer.
Bei seiner Frau saß, bei der Mayer,
dann doch vergnügt im Mai der Bayer.
 

        Dachreparatur

Heute richten die Dicken die Flecken,
teeren, streichen und flicken die Decken,
streichen, teeren und decken die Flicken.
Manchmal machen auch Flecken die Dicken.
 

        Steuern

Zum Jahrbeginn ein neuer Start,
am Ende uns die Steuer narrt,
und auch die Nora starrte heuer
auf den Bescheid: Die harte Steuer!
 

       Zeiten

In der Vergangenheit zu leben,
das hieße, altes Leid zu heben.
Bist du der Zukunft zart gewogen,
wirst du zur Gegenwart gezogen.
 

        Dichterwort

Hier und da ein Wort zu dichten,
manche Silbe dort zu wichten,
wie es gerade reicht, zu leimen
und die Worte leicht zu reimen,
selten führt zum Meisterwerke.

Nur wer dieses weiß, der merke:
Schwer ist‘s, rechtes Wort zu finden,
die Geschichte fortzuwinden,
dass ein Schluss im Werke steht,
aus dem Geistesstärke weht.

Besser nur als Stroh zu weben,
ist es, nach Niveau zu streben.
 

        Nickelallergie

Manch Modeschmuck ist Nickel pur,
und der erzeugt dann Pickel nur.
Oft ist zwar klein der Nickelpart,
und dennoch oft ein Pickel narrt,
und durch die ganze Nickelpest
bisweilen auch ein Pickel nässt.
Sie sagt zu jedem Pickel: „Nein,
ich meide jede Nickelpein!“
Und darum packt die Holde Gier
nach einem Schmuck von Golde hier.
 

        Karriere

Ich hatte niemals Leid erstrebt,
nur ungern manchen Streit erlebt.
Wer zur Karriereleiter strebt,
stellt fest, dass manch ein Streiter lebt.
Wenn sich dann doch ein Streit erhebt,
man die Gelegenheit erstrebt –
wonach man niemals heiter strebt –,
dass man vom Pferd den Streiter hebt.
 

        Tagungsverlauf

Am Anfang stand die feine Rede,
dabei hat man sich ausgeräkelt.
Dann probte man die reine Fehde
und hat den Redner rausgeekelt.
 

       Die Überraschung

Ich stehe da und rate noch,
als leise jemand nahte, roch
ich erst die Apparate noch,
bis es dann nach Renate roch.
 

       Fetisch

Wenn ich an dem Kaffeetisch
ganz still in meinem Tee fisch’,
dann such’ ich meinen Fetisch:
Das ist ein kleiner Teefisch.
 

       Ruhiges Fest

Ich trinke noch den faden Rest
beim trauten Kameradenfest.
Bald haben alle Fehden Rast,
auch mir vergeht das Reden fast.

Alsbald der Wunsch zur faden Rast
die meisten Kameraden fasst.
Bald ruht der letzte Fehdenrest.
Nur einer hält am Reden fest.

Die Eintracht hängt am Faden fast,
doch wollen Kameraden Rast.
Hält man nicht an den Fehden fest,
erübrigt sich der Reden Rest.

„Mach’ endlich von dem Reden Rast!“,
so mahnt der Kameraden Rest.
Da ruhen alle Fehden fast,
am Schluss von diesem faden Fest.
 

      Unbequemer Gast

Ein Mann war gestern Lottes Gast,
den sie empfand als Gotteslast.
Die harten Worte Lottes gestern,
die grenzten fast an Gotteslästern.
 

       Der Kirchgänger

Der Sünder, der im Kissen wühlt
– ihn plagen seine Morgensünden –,
am Sonntag sein Gewissen kühlt,
weil Sünden sonst in Sorgen münden
und krummem Weg Verstrebung geben.
Drum will er nach Vergebung streben.

Zwar schnorrte er gerissen Wein,
doch Gott, der Sünden mal verzeiht,
putzt bald schon sein Gewissen rein,
wenn er die Überzahl vermeid’.
Hat er auch mal beim Wein gefehlt,
ist dann ein Kirchgang fein gewählt.

Der Sünder zeigt zum Schein die Ruhe –
der Kamm durch jede Locke gleitet,
gewienert sind und rein die Schuhe –,
zur Messe ihn die Glocke leitet.
Er betet laut zu Gott und fleht,
dann wendet er sich flott und geht.
 

        Der arme Poet

Froh schlägt das Herz im Busen meist,
wenn uns der Geist der Musen beißt.
Dann wird manch Vers allein erkiest,
den doch am Ende keiner liest.
 

   Wie ein Gedicht entsteht

Ein Dichter will die Verse winden,
doch erst muss er diverse finden.
Wenn eifrig im Revier er fischt,
hat er am Ende vier erwischt.

Die Reime hat er fein gewunden,
den letzten Schliff beim Wein gefunden.
Da hat, weil er so licht gedacht,
ihm schließlich das Gedicht gelacht.
 

        Alptraum eines Schüttelreimers

Vom schweren Tag war Tim geschlaucht,
ist in den Schlaf gleich schlimm getaucht.
Im Traum wälzt sich der Tim – er stöhnt – ,
als plötzlich eine Stimm’ ertönt.
Zwei Engel auf der Leiter hocken
und Tim, den Reimer, heiter locken:

„Was bringt es, voller Hast zu leben?
Geschüttelt ist die Last zu heben!
Bald biste steif, bald biste kalt,
dann kommste in die Kiste bald.
Du musst den Dichterschimmel hauen,
willst du den Dichterhimmel schauen.“

Der Tim, der ungern Streit erlebt,
gleich aufwärts auf der Leiter strebt,
ersehnt den Dichterhimmel sehr,
und sieh, da kommt der Simmel her.
Schon denkt der Tim: Ich lasse neben
mir den auch im Parnasse leben.

Doch plötzlich der Genosse spricht:
„Betritt die letzte Sprosse nicht!
Wenn du den Schüttelfimmel hast,
erreichst du nur den Himmel fast.
Die Schüttler, diese echten Reimer,
die kommen in den rechten Eimer!“
 

       Der Dichterfreund

Er hasste stets Gelichter, Diebe
und sagte, dass er Dichter liebe.
So liebt er Heinrich Heine sehr,
doch erst nimmt er die Seine her.
 

       Kurzkrimi

Der Kommissar auf später Tour
ist wieder auf der Täterspur,
bis schließlich er beim Fördermast
am Ende doch den Mörder fasst.
 

       Krampfadern

Am Tisch ich gegenüber von Helenen saß,
in ihren Augen ich ein leichtes Sehnen las.
Ich könnt’ mich an den Beinen von Helenen weiden,
hätt’ sie nur nicht dies schlimme Venenleiden.
 

       Senf

Als ich einmal in Genf saß,
– wir hatten uns in Genf versammelt –
da roch es stark nach Senfgas,
denn leider war der Senf vergammelt.
 

       Dicker Daumen

Den wack’ren Arzt man heiter ehrt,
der schnell entfernt den Eiterherd.
Nichtsdestotrotz, ich wimmer’ eh,
der Daumen tut noch immer weh.
 

       Mörderischer Job

Ach Gott, wie ist Frau Löbel mager!
Das macht der Job im Möbellager.
Bald knabbern an Frau Löbel Maden,
jobbt weiter sie im Möbelladen.
 

       Die Schöpfung

Zuerst empfängt die Liese Ga-
ben, ein Chemiker die Gase lieh,
dazu noch Katalase gie-
ßen, und fertig ist die Gisela.
 

        Dorffest

So war’s auf dem Dorffest zu Schwimmbach:
Es war dort die fröhliche Maybritt
beim Anblick von all dem Klimbim schwach,
sie nahm auch am Ende noch Brei mit.

Es war dort die fröhliche Maybritt
verliebt in den bräsigen Kai.
Sie nahm auch am Ende noch Brei mit,
und Kai aß den käsigen Brei.

Verliebt in den bräsigen Kai
sie tanzte im Kleidchen mit Seidenschein,
und Kai aß den käsigen Brei,
man sollte auch nicht zu bescheiden sein.

Sie tanzte im Kleidchen mit Seidenschein,
beim Anblick von all dem Klimbim schwach.
Man sollte auch nicht zu bescheiden sein.
So war‘s auf dem Dorffest zu Schwimmbach.
 
 

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