Schüttelreime aus den „Fliegenden Blättern“
Die Fliegenden Blätter sind in ihrer Branche die Rekord-Zeitschrift:
Sie begannen 1845 in München bei Braun & Schneider (unter anderem
der Verlag Wilhelm Buschs) zu erscheinen und hielten bis fast zum Ende
des zweiten Weltkriegs, bis 1944, durch – keine deutsche Satire-Zeitschrift
erschien länger.
Für die vorliegende Zusammenstellung konnten lediglich die Jahrgänge
1894 bis 1917 durchgesehen werden. Ob danach in den Fliegenden Blättern
noch Schüttelreime veröffentlicht wurden, bleibt zunächst
ungewiß.
Die Anzahl der gefundenen Schüttelreime ist insgesamt nicht sehr
groß; nach einem ersten, 1894 abgedruckten Schüttelreim dauerte
es zehn Jahre, bevor es 1904 weiterging – mit einer Unterbrechung bis 1910,
danach nur noch einige wenige Reime aus den Kriegsjahren 1914 bis 1917.
Abgesehen von dem von Harun Dolfs stammenden Moppel-Doppelschüttelreim
von 1896, der 1907 (ohne Verfasserangabe!) abgedruckt wurde, finden sich
nur Zweizeiler, eher anspruchslos, manchmal auch unrein und vom Inhalt
her ohne besonderen Witz. Die meisten Reime sind anonym, wenige tragen
Initialen. Die beiden einzigen genannten Namen (Fr. von Hoffs, 1897 und
H. Schott, 1917) ließen sich biographisch nicht ermitteln.
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Ich ehre deine, ehr’ du meine Sache!
Seh’ jeder, daß er gut die seine mache!
100 (1894), S. 88 Fr. von Hoffs
Wechsel
Einst brach sie in dem Haine Rosen –
jetzt wäscht sie in dem Rheine Hosen.
Einem Leutnant, der eine reiche Heirat gemacht hat
Jetzt kann er auf den Feldern jagen –
was braucht er nach den Jeldern fragen.
120 (1904), S. 280
Ein Käsbrot verzehrt vergnügt der Bademeister;
da plötzlich – welch ein Graus – auf eine Made beißt er.
Herr Meier steigt voll Zuversicht
Froh in die Badewanne
Und hofft, das er damit die Gicht
In seiner Wade banne.
123 (1905), S. 3
Weil die beiden Moppel dort
Gar zu gräßlich zwiegesungen,
Hat durch einen Doppelmord
Man zum Schweigen sie gezwungen.
126 (1907), S. 35
Er koste ihre Wange leise
Und sang dabei ‘ne lange Weise.
Im Bilde tanzen auf dem Rasen Nymphen –
wie viele gibt‘s, die da die Nasen rümpfen!
Der Gauner ward verfolgt per Luftschiff;
Denkt euch, ins Bergwerk dieser Schuft lief.
Sie wollte einst im Schutz der Weiden baden,
Da zwickten Krebse sie in ihre beiden Waden.
Er zog ‘ne Maid einst aus dem hellen Wasser.
Seitdem sie sein ist, sagt er: Wellen haß’ er.
H. M.
Die Maid, die auf dem Rasen nähte,
Litt heftig an der Nasenröte.
128 (1908), S. 231 A. v. W.
Heut’ haben sie die holde, glückselige Braut bekränzt.
Jetzt wird durch Wald und Heide, durch Korn und Kraut gebenzt.
F. S.
In Gräben oft die Kutschen fahren –
Dann liegen s’ drin, die futschen Karren.
D.
Ich wollte doch ein Pichelsteiner –
Das sind ja lauter Stückel Beiner.
Er liebt sie nicht, die Malerstöchter,
Weil sie nicht schön – die Talers möcht’ er.
129 (1908), S. 50
W.
Gar viele Mädchen beißen an
Bei Männern von der Eisenbahn.
129 (1908), S. 179
„Sie, Kellner, kommt die Eierspeise
Noch ehe ich nach Speyer reise??“
R. M.
An Fischen hat dies Wasser großen Reichtum
Drum stehen so viele Leute um den Teich ‘rum.
F. K. W.
„Mein Schatz, der ist ein Musikus.
Sträub’ ich mich auch beim Kuß, i’ muß!“
129 (1908), S. 181
R. M.
Mein Schatz ist ein Steinmetz –
und er gedenkt mein stets!
129 (1908), S. 279
Herr Otto in der Laube schrieb,
er hab die alte Schraube lieb.
130 (1909), S. 38
Der Mann nimmt mit dem Degen Rache,
das Weib meist mit dem Regendache.
Es bat der König Menelaus:
„Ach sei doch lieb, du kleene Maus!“
130 (1909), S. 69
Sie zeigte sich sehr wandelbar,
Als er ‘mal erst am Bandel war.
130 (1909). S. 164
Er lacht so goldig, dieser reine Mosel;
Doch noch viel goldiger lacht meine Rosel.
132 (1910), S.87
Zwei Fräulein sah ich, die einen Hund malten –
Über‘s „Wie?“ will ich den Mund halten.
141 (1914), S. 21
Verlangt der Hauswirt wieder mehr,
Dann wünscht ich, daß er Mieter wär’!
145 (1916), S. 286
Als Schönheit einst sein Everl galt.
Man merkt, jetzt wird das „Käferl“ alt.
146 (1917), S. 82
H. Schott
Auf Heirat hat die Susi g’spitzt.
Jetzt hört sie, daß ihr G’spusi sitzt.
146 (1917), S. 139
Die Absicht zum Verlieben ruht,
Seit sie ihn nur zu Rüben lud.
146 (1917), S. 153
H. Sch.
Was man auch immer fragen mag,
Stets kommt man auf die Magenfrag’.
146 (1917), S. 227
Kämen oft Berliner her,
wär’ das Dorf bald hühnerleer.
146 (1917), S. 248
H. Sch.
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